Bücher

Auf jüdische Spuren
in der Stadtbücherei

„Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen!“, so beendet der alttestamentliche Weise Kohelet das gleichnamige Werk: „Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel Studieren ermüdet den Leib.“ (Koh 12,12) Gleichwohl erfreuen sich Buchläden und Büchereien nach wie vor großer Beliebtheit: Nicht zuletzt in Zeiten der Corona-Einschränkungen griffen viele Menschen verstärkt zu Büchern. Ein kleiner Rundgang durch die Dülmener Stadtbücherei nennt zehn hier vertretene jüdische Autorinnen und Autoren.

Mirjam Pressler

 

Mirjam Pressler wurde 1940 als Mirjam Gunkel in Darmstadt geboren. Die erfolgreiche Autorin und Übersetzerin starb 2019 in Landshut.

Mirjam Pressler, uneheliches Kind einer jüdischen Mutter, verbrachte ihre Kindheit in einer Pflegefamilie und in einem Heim. Sie studierte Kunst in Frankfurt und Sprachen in München. Danach ging sie nach Israel, um hier in einem Kibbuz zu leben. Schrittweise erfolgte eine Annäherung an das Judentum bzw. eine Besinnung auf ihre jüdischen Wurzeln. Pressler heiratete einen Israeli und gründete mit ihm eine Familie. Nach der Scheidung zog sie mit ihren drei Töchtern in eine Wohngemeinschaft und arbeitete in unterschiedlichen Jobs – bis sie als freie Schriftstellerin und Übersetzerin ihr Auskommen fand. Über 500 Bücher übersetzte Mirjam Pressler aus dem Hebräischen, dem Englischen, dem Niederländischen und dem Afrikaans ins Deutsche. Daneben verfasste sie selbst über 40 Kinder- und Jugendbücher sowie Bücher für Erwachsene. Ein herausragendes Thema vieler ihrer Werke ist der Holocaust. 1991 übersetzt sie eine erweiterte Fassung vom „Tagebuch der Anne Frank“ ins Deutsche.

Mirjam Pressler erhielt als eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen mehrere Kinder- und Jugendbuchpreise. Zwei ihrer preisgekrönten Jugendbücher befinden sich auch in der Dülmener Stadtbücherei. 1998 erschien „Ich sehne mich so“, eine Lebensgeschichte der Anne Frank, deren Persönlichkeit und Schicksal Heranwachsenden erzählerisch nahegebracht wird. Der Roman „Nathan und seine Kinder“ von 2009 ist eine Nacherzählung von Lessings Drama „Nathan der Weise“ mit der berühmten „Ringparabel“. Das Jugendbuch thematisiert den Dialog der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam und wirbt für religiöse Toleranz.