Gisbert Strotdrees war in Dülmen. 

Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie in Dülmen versucht wird, sich der früheren Bürger der Stadt zu erinnern, auch in den Bauspuren an der Kirche“ – so lautet das Resümee des renommierten Landwirtschaftsjournalisten und Regionalhistorikers Gisbert Strotdrees. „Das wird sicher eindrucksvoll sein, wenn es einmal fertig sein wird.“ Strotdrees war am 18. Mai im Dülmener Begegnungszentrum „einsA“, wo er einen Vortrag über jüdisches Leben in Westfalen hielt. Im Nachgang zu diesem Besuch gab Strotdrees einen wichtigen Hinweis zum vermeintlich altertümlichen Begriff „Landjuden“, der sich auch in dem Dülmener Booklet „Ein Blick in die Vergangenheit“ (auf S. 7) findet: „Der Begriff ist in der Forschung erst etwa seit den 1980er Jahren üblich geworden, vor allem durch die Forschungen von Monika Richarz über das ‚jüdische Leben auf dem Lande‘. Im Grimmschen Wörterbuch und auch in anderen älteren Wörterbüchern taucht der Begriff ‚Landjude‘ hingegen gar nicht auf. Er ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem der ‚Landjudenschaft‘, die es im 18./19. Jahrhundert schon gab. Die Landjudenschaft hat nichts mit einer ländlich-dörflichen Existenz zu tun, sondern bezeichnete ein Organ jüdischer Selbstorganisation innerhalb eines Territoriums – nur in diesem Sinne war also war das Wort ‚Land-‘ gemeint, nicht im Sinne von ‚ländlich, dörflich‘.“