Mit einer Eröffnungsveranstaltung startete am 30. November die Wanderausstellung „Riga. Deportationen – Tatorte – Erinnerungskulturen“ in der Bürgerhalle der Bezirksregierung Münster.

Eingeladen hatte der Volksbund gemeinsam mit dem Deutschen Riga-Komitee, dem auch die Stadt Dülmen seit 2014 angehört. Zu Beginn begrüßte Vizeregierungspräsident Dr. Ansgar Scheipers die Gäste mit einer kurzen Ansprache, in der er u. a. auf den 30. November 1941, dem sogenannten „Rigaer Blutsonntag“, einging.

Unter der Moderation von Stefan Querl (Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel) diskutierten Arkadij Khaet (Regisseur des Films „Masel Tov Cocktail“), Mechthild Schulze Hessing (Bürgermeisterin der Stadt Borken) und Martin Mustroph (Pfarrer und Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V.) miteinander zum Thema „Deportationen vergegenwärtigen: Warum – und wie heute?“

Die Gäste bekamen während der Diskussionsrunde auch einen Ausschnitt aus dem Film „Masel Tov Cocktail“ zu sehen. Die Szenen zeigten dabei das Dilemma auf, in dem sich Juden heute oftmals in Deutschland befinden. Als Jude in Deutschland lebe man im Dreieck „Holocaust – Antisemitismus – Israel“, so der jüdische Regisseur. Juden würden oftmals exotisch dargestellt bzw. gedacht: mit Schläfenlocken, Bart, tief religiös und Klezmermusik hörend, so Khaet weiter.

Pfarrer Mustroph sieht das Gedenkjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ als gute Chance, das Judentum nicht nur vom Holocaust aus zu betrachten. Es sei wichtig, im Dialog zu stehen. Das bestätigte auch die Borkener Bürgermeisterin. „In der Erinnerungsarbeit ist es wichtig, einzelne Biographien zu verfolgen. Bei der Arbeit muss man sich den Lebenssituationen der nachkommenden Generationen stellen.“, so Schulze Hessing. Das übliche Format der Gedenkfeiern hole nach ihrer Erfahrung die jungen Menschen nicht mehr ab.

Im Anschluss an die Debatte wurde die Ausstellung eröffnet und zum Austausch eingeladen.

„Das war eine lebendige Diskussionsrunde“, resümierte die Besucherin Dr. Andrea Peine aus Dülmen, die sich schon seit etlichen Jahren als Pädagogin mit der jüdischen Geschichte in Deutschland beschäftigt. Sie könne den Standpunkt von Khaet gut nachvollziehen. Nachdenklich stimme sie seine Äußerung, dass eine große Sichtbarkeit des Judentums in der Vergangenheit nie zu etwas Gutem geführt habe. 

Der Film "Masel Tov Cocktail" ist auch in der 3sat-Mediathek >>> zu sehen.

Zu sehen ist die Ausstellung im Foyer des Hauptgebäudes der Bezirksregierung Münster, Domplatz 1-3, in Münster, in der Zeit vom 30. November 2022 bis Anfang Januar 2023.