Totenstille herrschte im Amtsgericht, als hier in dieser gut gewählten Kulisse, das Stadtensemble aus Münster die szenische Lesung "Die Ermittlung" anlässlich des Holocaust-Gedenktages aufführte.

Hierbei handelt es sich um ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965, das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus den Protokollen Bernd Naumanns.

In den 11 Szenen, die als Gesänge bezeichnet werden, werden die Zuschauer auf dem qualvollen Weg vom Transport über die Rampe bis zum Feuerofen mitgenommen. Die Zeugenaussagen sowie die Reaktionen der Angeklagten gingen dem Publikum unter die Haut. "Obwohl ich die Geschichte aus unzähligen Büchern und Filmen kenne, bin ich zutiefst erschüttert über das gerade Gehörte.", so eine Besucherin der Veranstaltung. Besonders der "Gesang der Feueröfen" zeigte durch die Aussagen der Zeitzeugen die Unmenschlichkeit und Grausamkeit von Auschwitz auf. Eine Zuschauerin verließ zwischenzeitlich mit den Worten "Ich kann das gerade nicht mehr ertragen" den Raum und viele konnten diese Reaktion beklommen nachempfinden. Nach der Aufführung berichtete eine der Schauspielerinnnen, dass es viele Proben gedauert habe, bis das Ensemble die Texte ohne Tränen bzw. Stimmversagen lesen konnten.

Die Akteure rotierten nach jeder Szene die Rollen, so dass die Darsteller mal als Zeuge, Angeklagter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt oder Richter zu sehen war.

Unterstützt wurde die Veranstaltung der Stadt Dülmen durch die Sparkasse Westmünsterland, die Bürgerstiftung Dülmen, den Heimatverein Dülmen e.V. und die Soroptimistinnen Dülmen.