Der diesjährige Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen (WGT) des Kreises Coesfeld findet am 1. März 2024 um 15.00 Uhr in St. Viktor in Dülmen statt. Hierzu ist auch ein Gebetsheft vorbereitet worden, das in einer Auflage von 550.000 Exemplaren in ganz Deutschland verteilt wird. Dieses Gebetsheft wurde angesichts der aktuellen Situation des Gaza-Krieges verändert: Es handelt sich um eine Überarbeitung der ursprünglichen Fassung, die noch vor dem 7. Oktober 2023 erstellt worden ist, also vor dem Terror-Angriff der Hamas auf israelische Staatbürger. Da sich der diesjährige WGT mit der Situation von Frauen in Palästina befasst, war die palästinensische Künstlerin Halima Aziz um ein Bildmotiv gebeten worden – das eigentlich auf Plakaten, Postkarten und Einladungsflyern und natürlich auf dem Gebetsheft verwendet werden sollte. Da sich jedoch Halima Aziz nach den Terroranschlägen vom 7. Oktober klar mit Hamas solidarisiert hat, wurde dieses Motiv jetzt aus dem Verkehr gezogen. Darüber hinaus hat sich das deutsche WGT-Komitee vorbehalten, gewisse Textpassagen umzuformulieren bzw. zu ergänzen.

Gegenüber dem Dülmener Organisationsteam hat Pfarrer Markus Trautmann dessen Bitte entsprochen und einige kritische Hinweise zusammengestellt:

  1. Auf S. 19 heißt es: „Die Staatsgründung Israels 1948 schaffte für Juden und Jüdinnen einen sicheren Zufluchtsort, für Palästinenser und Palästinenserinnen hatte sie vielfach Vertreibung und Verlust von Heimat zur Folge.“ – Hierzu eine Klarstellung: Am 29. November 1947 stimmten in der damaligen Vollversammlung der Vereinten Nationen 33 Staaten (einschließlich USA und UdSSR) für die Gründung eines Staates Israel im bisherigen britischen Mandatsgebiet; eine Minderheit von 13 Ländern stimmte dagegen. Neben dem jüdischen Staat sollte nach dem Willen der UNO auch ein arabischer Staat gegründet werden. Als nach Abzug der britischen Truppen am 14. Mai 1948 der Staat Israel ausgerufen wurde, erklärten noch am selben Tag fünf arabische Staaten (Libanon, Jordanien, Syrien, Irak, Ägypten) dem neuen Staat den Krieg und schworen, „die Juden ins Meer zu treiben“. Gemäß dem Völkerrecht wehrte sich Israel gegen die Angreifer, mit Erfolg.Lediglich Jordanien und Ägypten haben zwischenzeitlich mit Israel Frieden geschlossen; die übrigen arabischen Akteure einschließlich der Palästinenser haben ihrem Vernichtungswillen gegen Israel bis heute nicht abgeschworen: In diesem Umstand haben „Vertreibung und Verlust von Heimat“ von Teilen der palästinensischen Bevölkerung ihre Ursache. Dass die gesamte arabische Welt die Palästinenser in ihrem Flüchtlingsstatus und -elend belässt, wäre ein eigenes Thema. Zugleich gilt es aber zu betonen, dass außerhalb der arabischen Einflusssphäre, nämlich innerhalb Israels, auch Palästinenser erfolgreich als israelische Staatsbürger integriert sind.
  2. Auf S. 17 lesen wir: „Wir beten für alle, die seit dem 7. Oktober 2023 in Israel und Palästina in unvorstellbarem Ausmaß unter Terror, Not und Krieg und sexualisierter Gewalt leiden.“ – Mit „sexualisierter Gewalt“ sind doch wohl Vergewaltigungen gemeint: Diese gab es allein in Israel, nicht in Palästina. Richtig ist, dass Hamas-Terroristen mit beispielloser Brutalität auch palästinensische Frauen und Beduininnen vergewaltigt und abgeschlachtet haben, aber eben auf israelischen Boden. Kein israelischer Soldat hat palästinensische Frauen vergewaltigt. Es ist eine schreckliche Tatsache, dass in Kreisen der internationalen Frauenrechtsbewegung (etwa „MeToo“) das Leid an jüdischen Frauen so oft keine Anerkennung findet; daher diese Klarstellung.
  3. Da, wo die einleitenden Texte vom deutschen WGT-Komitee verantwortet werden, wird mit Vorliebe das „Gendersternchen“ verwendet. Dazu folgender Hinweis: Rat und Verwaltung der Stadt Dülmen haben vor einiger Zeit auf das Votum unserer Gleichstellungsbeauftragten hin entschieden, das Gender-Sternchen zu vermeiden: Es stellt bei mangelnder Lesekompetenz (zumal bei Kindern und Migranten oder Menschen mit Behinderung) eine nicht zu unterschätzende Hürde dar, ganz zu schweigen von den Tücken der digitalen Übersetzungsprogramme für Sehbehinderte und Geflüchtete. Uns als Kirche sollte Inklusion wie auch Integration im Alltag sehr wichtig sein, wir sollten gerade als kirchliche Akteure jede „Sondersprache“ vermeiden.

Die Hinweise wollen in keiner Weise in Abrede stellen, dass der jährliche Weltgebetstag der Frauen sowohl ökumenisch wie auch interkulturell eine großartige und sehr wichtige Initiative darstellt – weltweit wie auch bei uns vor Ort. Auch das genannte Gebetsheft atmet diesen Geist der Verständigung! Wir freuen uns auf möglichst viele Teilnehmerinnen in St. Viktor und auf den anschließenden Empfang im einsA!