Jonathan Kalmanovich alias Ben Salomo hielt einen Vortrag im CBG

Jonathan Kalmanovich erfährt Antisemitismus regelmäßig am eigenen Leib. Der ehemalige Rapper, der auch unter dem Namen Ben Salomo bekannt ist, ist Jude. Vor fünf Jahren stieg er aus der Rapszene aus, da er auch hier zunehmend Antisemitismus bemerkte. Mittlerweile hält er Vorträge an Schulen. So besuchte er in dieser Woche auch das Clemens-Brentano-Gymnasium (CBG).

Zum Einstieg fragte er die Schülerinnen und Schüler, wer von ihnen schon mitbekommen hat, dass Jemand etwas Antisemitisches gemacht hat. Rund ein Drittel der Jugendlichen heben ihre Hand. „Das ist schon relativ viel“, sagte Kalmanovich. Bereits über 500 Schulen habe er zum Vergleich. In einem Experiment wollte er den Schülern beweisen, dass mehr von ihnen Antisemitismus mitbekommen haben. Dazu nannte er mehrere Gerüchte, die über Juden verbreitet sind. Hat jemand das Gerücht bereits gehört, sollte er aufstehen, beim nächsten bekannten Gerücht eine Hand heben, dann eine zweite und bei noch einem weiteren sollten sich die Schüler auf den Stuhl stellen. Das Ergebnis: weit mehr als ein Drittel der Schüler hatten sich am Ende von ihrem Platz erhoben, mehrere standen sogar auf dem Stuhl.

Im Laufe des Vormittags berichtete Kalmanovich den Schülern von seinen Erfahrungen mit Antisemitismus. Sein Ziel: „Die Sensoren“ der Jugendlichen so einzustellen, dass sie jeden antisemitischen Vorfall wahrnehmen. „Nur wenn ihr es erkennt, können wir was dagegen tun“, so Kalmanovich.

Bereits mit elf Jahren wurde er aufgrund seiner Religion das erste Mal körperlich angegangen. Sein damals bester Freund attackierte ihn gemeinsam mit weiteren Jungs, als er erfuhr, dass Jonathan Kalmanovich Jude ist. Weitere Schüler wendeten sich von ihm ab. Später pöbelten ihn bekannte Rapper in Backstage-Bereichen an. Auch in den sozialen Medien erhielt er Hasskommentare. Als Konsequenz kündigte er 2018 seinen Protest-Rückzug aus der Hip-Hop-Szene an.

 

Bericht der Dülmener Zeitung, Tatjana Thüner
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