Brennender Dornbusch
Auf jüdische Spuren
in St. Viktor
„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ Mit diesen Worten ermahnt der Apostel Paulus (vgl. Römer 11,18) die christliche Gemeinde, ihren religiösen Ursprung nicht zu vergessen: Das Christentum gründet auf dem Judentum. Das Neue Testament ist ohne das Alte Testament nicht verständlich. Die christliche Liturgie und auch die Kunst enthalten zahlreichen alttestamentliche Zitate oder Anspielungen auf das Judentum. Dies soll bei einer kleinen Exkursion durch die Dülmener Viktorkirche anhand von zehn Bildmotiven und Symbolen verdeutlicht werden.
Die jüdische Religion bekennt, dass sich Gott mit keinem anderen Namen als den des „Seienden“ und „Gegenwärtigen“ mitteilt – so in einem brennenden Dornbusch gegenüber Mose: „Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin (oder: Ich bin der ‚Ich-bin-da‘). Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin (bzw. der Ich-bin-da) hat mich zu euch gesandt.“ (Ex 3,13-14) – Ein Glasbild in einem nordöstlichen Kirchenfenster von St. Viktor zeigt den brennenden Dornbusch, darüber das Dreieck als Symbol für Gott und darin das „Tetragramm“, vier hebräische Schriftzeichen für den Gottesnamen „Jahwe“.