Simon von Cyrene
Auf jüdische Spuren
in St. Viktor
„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ Mit diesen Worten ermahnt der Apostel Paulus (vgl. Römer 11,18) die christliche Gemeinde, ihren religiösen Ursprung nicht zu vergessen: Das Christentum gründet auf dem Judentum. Das Neue Testament ist ohne das Alte Testament nicht verständlich. Die christliche Liturgie und auch die Kunst enthalten zahlreichen alttestamentliche Zitate oder Anspielungen auf das Judentum. Dies soll bei einer kleinen Exkursion durch die Dülmener Viktorkirche anhand von zehn Bildmotiven und Symbolen verdeutlicht werden.
Simon von Cyrene kam vom Feld und geriet in den Straßen von Jerusalem in den Trubel rund um die Kreuzigung Jesu. Die römischen Soldaten zwangen ihn nach biblischem Zeugnis (vgl. z.B. Lk 23,26), Jesus beim Schleppen des Kreuzes zur Hinrichtungsstätte zu unterstützen. In dieser unfreiwilligen Situation zeigt ihn die Figurengruppe (um 1500) an der Nordwand des Langhauses von St. Viktor – den „ältesten Dülmener Juden“, wie die Skulptur genannt wurde. Simons Ausdruck ist (im Kontrast zum ebenfalls kreuztragenden, aber aufrechten und zugewandten Jesus) eher unvorteilhaft: buckelnde Haltung, übertriebene Hakennase, schmierige Haarlocken, grotesker „Judenhut“, umgehängter Geldbeutel – eher eine Karikatur als eine Würdigung.