StViktor

Auf jüdische Spuren
in St. Viktor

„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ Mit diesen Worten ermahnt der Apostel Paulus (vgl. Römer 11,18) die christliche Gemeinde, ihren religiösen Ursprung nicht zu vergessen: Das Christentum gründet auf dem JudentumDas Neue Testament ist ohne das Alte Testament nicht verständlich. Die christliche Liturgie und auch die Kunst enthalten zahlreichen alttestamentliche Zitate oder Anspielungen auf das Judentum. Dies soll bei einer kleinen Exkursion durch die Dülmener Viktorkirche anhand von zehn Bildmotiven und Symbolen verdeutlicht werden. 

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Das barocke Kreuz in der Turmkapelle von St. Viktor trägt eine Tafel, die den Grund der Bestrafung angibt: „Pilatus ließ ein Schild am Kreuz anbringen, auf dem die Worte standen: ‚Jesus aus Nazareth, der König der Juden.‘ Viele Juden lasen diese Inschrift, die in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache abgefasst war. Da kamen die obersten Priester zu Pilatus und verlangten von ihm: Lass das ändern. Es darf nicht heißen: ‚Der König der Juden‘, sondern: ‚Er hat behauptet: Ich bin der König der Juden‘.“ (Joh 19,19-21) Da seit 586 v. Chr. das legitime jüdische Königtum mit dem Untergang des Südreichs Juda erloschen war, war der Anspruch Jesu, ein „König“ zu sein, ein klares Statement – und auch politisch brisant. Das geläufige „INRI“ ist die Erinnerung an „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“ – „Jesus der Nazarener, König der Juden“. 

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