Erinnerung an Isidor Davidson. 

Der Künstler Gunter Demnig war nicht gekommen. Mit 75 Jahren falle es ihm zunehmend schwer, die Stolpersteine zu verlegen, erklärte Pfarrer Markus Trautmann. Aber Demnig habe dafür Sorge getragen, dass der neue Stolperstein für den Dülmener Isidor Davidson „auf der Überholspur“ in einem Atelier in Berlin gefertigt wurde. So konnte der um die Todesdaten Isidor Davidsons aktualisierte neue Stolperstein gestern Mittag, begleitet vom Mittagsgeläut der Kirche St. Viktor, an der Lüdinghauser Straße 15 verlegt werden - im Beisein von Isidors Enkel Dr. Hans Davidson.

Jonathan Nottbeck übernahm die Verlegung der Stolpersteine - dem golden glänzenden neuen Stein von Isidor und den fünf weiteren Steinen der Familienmitglieder. Diese hatten für die Neuverlegung ebenfalls aus dem Pflaster herausgenommen werden müssen. Der junge Garten- und Landschaftsbauer arbeitete nicht nur zügig und routiniert, sondern auch mit Gefühl. War er doch Schüler der Hermann-Leeser-Schule gewesen, die das Projekt Stolpersteine von Gunter Demnig in Dülmen etabliert und die Patenschaft für die Stolpersteine übernommen hat. Die Steine erinnern an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Dülmen.

Als Schüler in der Klasse von Dr. Andrea Peine war Nottbeck zudem immer besonders nah am Thema gewesen. Andrea Peine war es auch gewesen, die das Schicksal von Isidor Davidson aufklären konnte (DZ berichtete). So war er nicht wie lange angenommen nach seiner Flucht in die Niederlande deportiert und ermordet worden, sondern 1939 bei einem Verkehrsunfall in Zwolle ums Leben gekommen. Die Lehrerin war mit ihrer Kollegin Gerda Küper und begleitet von Schülern bei der Neuverlegung dabei - ebenso wie Vertreter aus Kirche und Politik, Heimatfreunden sowie interessierten Dülmenern.

Nachdem die sechs Steine wieder in das Pflaster eingefügt waren, legten Schüler dort sechs weiße Rosen nieder. Auch Joost Becker, der Sohn von Helga Becker-Leeser, war bei der Zeremonie dabei. An den Stolpersteinen der Familie Leeser, ebenfalls auf der Lüdinghauser Straße, legte ein Schüler eine weiße Rose nieder - genau wie an den Stolpersteinen der Familie Salomon. Berta Davidson, Ehefrau von Isidor, war eine geborene Salomon.

Nach der Neuverlegung der Steine versammelten sich die Teilnehmer zu einer kleinen Gedenkstunde auf dem Kirchplatz. Hans Davidson, der mit seiner Frau in den USA lebt, aber nun aus Zwolle gekommen war, wo die Familie einen Wohnsitz hat, beantwortete Fragen der Schüler. Ob er noch etwas von seinem Großvater habe, wollte eine Schülerin wissen. Ja, Fotos, sagte Davidson. Es sei schön, sie berühren zu können: „Das bringt mich der Familie und der Vergangenheit nahe.“

 

Bericht der Dülmener Zeitung, Bericht und Fotos: Claudia Marcy
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