Nachdem am 6. Februar 2022 auf dieser Website der Artikel „Anna Katharina Emmerick und die jüdische Geschichte“ platziert wurde, soll nun noch einmal die Dülmener Selige in den Blick genommen werden – zumal in diesem Jahr ihr 250. Geburtstag begangen werden kann.  Vor 150 Jahren, am 9. Februar 1874, kamen einige Geistliche und Laien aus dem Münsterland zusammen, um den 50. Sterbetag von Anna Katharina Emmerick (1774-1824) zu begehen. Doch noch ein weiteres Anliegen kam bei dieser Gelegenheit zur Sprache: Man vereinbarte, fortan systematisch eine Sammlung von Erinnerungsstücken sowie Zeitzeugenberichte über die „Mystikerin des Münsterlandes“ zusammenzutragen, um diese künftig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besonders engagierte sich in dieser Angelegenheit der aus Dülmen stammenden Diözesanpriester Thomas Wegener (1831-1919), der maßgeblich an der Errichtung einer Emmerick-Gedenkstätte (an der Lüdinghauser Straße, nahe der heutigen Heilig-Kreuz-Kirche) beteiligt war und 1891 im Laumann-Verlag das Buch „Das wunderbare innere und äußere Leben der Dienerin Gottes Anna Katharina Emmerick“ publizierte. Darin finden sich zahlreiche interessante Aufzeichnungen, in denen Wegener seine Befragungen älterer Dülmener schildert – so auch die folgende: „Selbst Juden kamen zu ihr, um ein Trostwort aus ihrem Munde zu vernehmen. Ein jüdischer Mann aus Dülmen bewahrte als teure Reliquie ein Nähkissen, welches seine Großmutter von Anna Katharina empfangen hatte. Der Jude teilte ferner mit, seine Mutter habe oft Anna Katharina Emmerick besucht und sei von ihr unterrichtet worden, wie man Hemden ausstücke (mit Stickereien verziert; Anm.) und dergleichen. Seine Mutter habe auch mitgeteilt, dass sie so viel gelitten habe, so geduldig, sanftmütig und gegen Jedermann so liebenswürdig gewesen sei, wie kein anderer. Bei Krankheiten gebrauchte diese jüdische Familie das Kissen durch Auflegen.“ (4. Auflage 1902, S. 354f.)