Dülmen, Börnste und die Kolonien

LWL-Ausstellung in Dortmund erwähnt Clemens Bickert und Joseph Bendix.
Seit dem vergangenen Sommer bzw. bis zum 26. Oktober 2025 widmet sich eine Ausstellung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in der Zeche Zollern in Dortmund den Spuren des deutschen Kolonialismus in Westfalen. Unter dem Titel „Das ist kolonial“ thematisiert die informative Schau „Westfalens (un)sichtbares Erbe“: Menschen aus der Region zogen als Missionare, Farmer oder Soldaten in die Kolonien. Unternehmer und Industrielle trieben die deutsche Kolonialpolitik voran, Kaufleute handelten mit Kaffee und Tee. Bürgerinnen und Bürger engagierten sich in Kolonial- und Missionsvereinen, gingen zu Völkerschauen, spendeten für Denkmäler oder benannten Straßen nach kolonialen Akteuren. „Die Folgen des Kolonialismus wirken bis heute nach und prägen unsere Gesellschaft“, so heißt es in einem einführenden Text zur Ausstellung. Unter diesen Gesichtspunkten zeigt eine interaktive Landkarte Denkmäler und Inschriften in ganz Westfalen, in denen das koloniale Erbe seine Spuren hinterlassen hat – so auch in der Stadt Dülmen und in der Bauerschaft Börnste.
Auf dem eben erst neu gestalteten Kriegerdenkmal nahe der Rekener Straße in Dülmen-Börnste steht der Name von Clemens Bickert. Der Angehörige des Leibhusaren-Regiments Nr. 1 starb 1905 in Windhuk – nicht im Kampf, sondern an Typhus. Der Kolonialkrieg gegen die Herero in Deutsch-Südwestafrika wird hier, wie andernorts auch, in eine Traditionslinie mit den „nationalen“ Kriegen von 1870/71 und 1914-18 gestellt.
Dieses koloniale Verständnis findet sich auch am Kriegerdenkmal an der Lüdinghauser Straße in Dülmen von 1897. Dort gelten die meisten Einträge jenen Soldaten, die in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 ihr Leben verloren. Einzig Joseph Bendix, Regierungsbaumeister und Leutnant der Reserve, starb 1904 im Krieg gegen die Herero in Deutsch-Südwestafrika. Der 1874 in Dülmen geborene Bendix war einer der wenigen Juden im Offiziersrang im Kaiserreich.