Wichtiges Element eines „mobilen Denkmals“
Eine historische Sackkarre aus dem Hamburger Hafen gelangte jüngst nach Dülmen. Sie soll einmal einen wichtigen Bestandteil eines Film- und Gedenkprojektes sein, das an das Schicksal der jüdischen Familie Pins aus Dülmen erinnert. Denn der bundesweite Wettbewerb „MemoRails Halt! Hier wird an NS-Geschichte erinnert“ prämiert und unterstützt Ideen, um Bahnhöfe und Bahnstrecken als Erinnerungsorte jüdischer Emigration oder Deportation neu ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Doch noch heißt es: Warten! Erst im August wird die Fachjury des bundesweiten Förderverfahrens eine Entscheidung mitteilen. Bis dahin wird die vom Dülmener Heimatverein maßgeblich betreute Wettbewerbsbeteiligung mit der Antragsnummer Az.250.133 und dem Arbeitstitel „Strecke der vergeblichen Hoffnung. Eine mobile Erinnerung an die jüdische Familie Pins“ eingehend geprüft und bewertet.
Um was geht es bei dem eingereichten Ideenbeitrag aus Dülmen? Eine künftige Videoarbeit soll dauerhaft, doch an wechselnden Orten im öffentlichen Raum, über die Auswanderungsbemühungen von Louis, Jenny und Johanna Pins informieren. Herzstück bzw. maßgebliches Strukturelement einer solchen Videoarbeit wäre die komplette filmische „Reise“ auf jener Zugstrecke, die von Dülmen über Münster, Osnabrück und Bremen nach Hamburg führt – entweder in Echtzeit von dreieinhalb Stunden oder im Zeitraffer. Eine solche aus dem Cockpit der Bahn heraus gefilmte „Führerstandmitfahrt“ ist heute im Internet ein verbreitetes Genre bei Naturliebhabern und Eisenbahnfreunden weltweit: Gerade hier wäre die im bundesweiten Förderprogramm vorgesehenen Unterstützung durch die Deutsche Bahn AG eine unabdingbare Voraussetzung, aber auch die Gewährleistung guter Ergebnisse. Weitere Einzelheiten können derzeit nicht öffentlich kommuniziert werden. Aber der Heimatverein Dülmen hat in seiner Vorstandssitzung am 3. April 2025 die Absicht zum Ausdruck gebracht, diese Idee zu unterstützen und etwa als Antragsteller für Fördergelder grundsätzlich zur Verfügung zu stehen.
Die besagte Videoarbeit soll als „filmische Gedenkstätte“ im öffentlichen Raum, zunächst im oder am Dülmener Bahnhofsgebäude, aufgestellt und zu bestimmten Zeiten oder als Dauerschleife präsentiert werden. Und hier kommt die historische Sackkarre ins Spiel: Dieses mobile Denkmal – mittels eines Displays in einer rekonstruierten hölzernen Reisekiste installiert – soll nach einer Zeit in Dülmen an weiteren Bahnhöfen im Münsterland bzw. an den Bahnhöfen von Münster, Osnabrück, Bremen und Hamburg „abgestellt“ und dort jeweils für einige Zeit besucht werden können. Erläuterungstafeln an der Kiste erklären das Projekt und ermuntern zum Verweilen. Aber wie gesagt: Mehr soll derzeit nicht verraten werden – zumal die gesamt Idee ja erst noch realisiert werden muss. Die jüngst bei einem Antiquitätenhändler in Bremen erworbene Sackkarre stammt aus der Zeit vor 1945. Es handelt sich um ein „dampfgebogenes“ Holzgestell mit eisernen Beschlägen und eiserner Tragfläche; die Räder dürften jüngere Ergänzungen sein. Ein originales Aluminiumschild trägt die Aufschrift: „Wilhelm Kelle – Speicherbedarf – Hamburg“. Sollte die bei „MemoRails Halt!“ eingereichte Wettbewerbsidee keine Anerkennung und damit Durchführung erfahren, würde die Sackkarre wieder weiterverkauft – oder als „Symbol der vergeblichen Hoffnung“ im Dülmener Gedenkort „Keller Pins“ ausgestellt. Doch die Initiatoren sind zuversichtlich.
Historisches Foto: Hamburg auf den Barrikaden | Generationengespräch