Archiv 2025
Bahnhöfe als Orte der NS-Verfolgung:

Ein Projekt für Dülmen?
Ein neues Bundesprogramm mit dem Titel „MemoRails Halt! Hier wird an NS-Geschichte erinnert“ möchte künftig lokale und zivilgesellschaftliche Initiativen fördern, die Bahnhöfe als historische Orte der NS-Verfolgung sichtbar machen, die Geschichten von Opfern, Täterinnen und Tätern erkunden und mit verschiedenen Gedenk- und Veranstaltungsformaten an die Schicksale und Verbrechen erinnern.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte zum Start des Programms: „Für unzählige Menschen waren Bahnhöfe während des Nationalsozialismus ein Ort der Angst und der Verzweiflung – für die Millionen Menschen, die von hier aus in die Vernichtungs- und Konzentrationslager deportiert wurden, für diejenigen, die von hier zur Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung aufbrachen, aber auch für die deportierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die hier ankamen. Mit unserem neuen Förderprogramm wollen wir zivilgesellschaftliche Akteure und Initiativen dazu einladen, an den historischen Orten über die NS-Verbrechen zu informieren und an die Opfer zu erinnern.“
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien stellt für das Programm ab sofort einmalig eine Million Euro zur Verfügung. Die Mittel wurden vom Deutschen Bundestag etatisiert. Die Stiftung EVZ, die das Förderprogramm umsetzt, beteiligt sich mit weiteren 100.000 Euro. Die Deutsche Bahn AG unterstützt das Vorhaben logistisch und kommunikativ. Das Förderprogramm „MemoRails Halt! Hier wird an NS-Geschichte erinnert“ richtet sich vor allem an Geschichtsvereine, Gedenkstätten, künstlerische Kollektive, Kultureinrichtungen, Träger der historisch-politischen Bildung oder Initiativen der Jugendarbeit zur kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und ihrer Gegenwartsbezüge. Es können Mittel zwischen 20.000 und 70.000 Euro für Projektlaufzeiten von bis zu einem Jahr beantragt werden. Beginn der Ausschreibung ist der 6. Februar 2025.
Für die Erinnerungsarbeit in Dülmen hinsichtlich der Familie Pins würde sich anbieten, nicht allein den Bahnhof als topographische Marke zu thematisieren, sondern vielmehr eine von Dülmen ausgehende Bahnstrecke – nämlich die nach Hamburg. „In der ersten Jahreshälfte 1939 ist Louis Pins mehr als zehnmal nach Hamburg gefahren“, hat die Dülmenerin Christiane Daldrup herausgefunden. „Das Ziel war jedes Mal das Generalkonsulat von Uruguay mit dem dringenden Wunsch, die notwendigen Einwanderungsformalitäten zu erledigen.“ Entsprechend nervenzehrend dürfte sich jede Hinfahrt (und vermutlich resigniert jede Rückfahrt)gestaltet haben – für Louis Pins, aber auch für die zuhause wartende Frau Jenny und Tochter Johanna. „Natürlich war der Dülmener Bahnhof an diesen Touren und Torturen beteiligt“, ergänzt Markus Trautmann, „ein Denkmalprojekt müsste sich aber eher mit der Strecke, sozusagen als Hoffnungsstrahl, auseinandersetzen.“ Christiane Daldrup kann sich ein Filmprojekt vorstellen, „eine Mischung aus Roadmovie und Führerstandmitfahrt, um entlang der historischen Zugstrecke die wochenlangen Auswanderungsbemühungen der Familie Pins nachzuzeichnen.“ Ein solches Filmprojekt wäre eine Verbindung von Experimentalfilm und Dokudrama – auf den Gleisen der Zugstrecke von Münster über Osnabrück und Bremen bis Hamburg. „Am Ende sollte diese Filmpräsentation als Dauerschleife am Dülmener Bahnhof installiert werden“, findet Trautmann. Die Dramatik der oft erfolglosen Emigrationsbemühungen sei ein Aspekt der Erinnerungsarbeit, der historisch vor den eigentlichen Deportationen läge und daher heute weniger im öffentlichen Bewusstsein sei, meint Christiane Daldrup. „Gerade die hohe Besucherfrequenz an einem Bahnhof kann hier sensibilisieren.“
Lesung „Rückeroberung“ am Holocaustgedenktag

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz

Holocaust-Überlebende Eva Weyl erzählt ihre Geschichte
Eva Weyl, eine fast 90-jährige Überlebende des Holocaust, erzählt in der neuen Podcast-Folge von ihrer Zeit im Übergangslager Westerbork und davon, wie sie und ihre Familie das Unvorstellbare überlebten. Ihre Botschaft an uns alle: „Nicht diskriminieren. Menschen als Menschen sehen.“
Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz teilt Eva Weyl ihre Geschichte >>> und ruft dazu auf, Erinnerung lebendig zu halten. Eine Folge, die berührt, mahnt und Hoffnung schenkt.
Im Podcast des Bistums Münster kommt Moderatorin Ann-Christin Ladermann jeden Monat mit Menschen über deren Erfahrungen und Erlebnisse ins Gespräch sowie über Themen, die unser Leben und das Bistum Münster bewegen.
Herzliche Einladung, in diese und weitere Folgen des Podcasts „kannste glauben“ hineinzuhören: im Internet auf www.kannste-glauben.de, auf dem Youtube-Kanal des Bistums Münster und unter „kannste glauben“ überall, wo es Podcasts gibt (Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play und Itunes).
Stolpersteine - gegen das Vergessen

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in über 30 Ländern Europas an die Opfer des Nationalsozialismus. Es ist das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Das Projekt, das in den 90er Jahren von dem Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen wurde, wächst stetig. Die Dokumentation erzählt von den persönlichen Geschichten hinter den Steinen und Herausforderungen unserer Erinnerungskultur.
Die Dokumentation verwebt die Geschichten hinter einzelnen Steinen mit der Geschichte des Projekts selbst – wie die Steine über die Jahre zu einem europäischen Netzwerk der Erinnerung gewachsen sind und wie sie Angehörigen, Freiwilligen und Passanten helfen, eine emotionale Verbindung zu den Opfern herzustellen und aufrechtzuerhalten.
In Interviews und emotionalen Erzählungen werden die Bedeutung des Projekts für die jüngere Generation und die Herausforderungen der Erinnerung an den Holocaust und die nationalsozialistischen Verbrechen sichtbar. Das Projekt stößt aber auch auf Widerstände: In München, Paris und anderen Städten wehren sich Anwohner und Verwaltungen gegen die Verlegung der Stolpersteine. Die Dokumentation sensibilisiert für Fragen der Erinnerungskultur und fordert eine intensivere Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit und den Opfern, deren Schicksale durch die Stolpersteine lebendig bleiben.
Quelle: Arte
Wertschätzung der jüdischen Identität Jesu

Am 3. Januar eines jeden Jahres begeht die katholische Liturgie den Gedenktag vom „Heiligsten Namen Jesu“. Nachdem dieses jahrhundertealte Gedenken im Zuge der Liturgiereform 1969 als eigenständiges Fest gestrichen worden war, ließ es Papst Johannes Paul II. im Jahr 2002 wieder in den römischen Generalkalender aufnehmen – allerdings nur im Rang eines nichtgebotenen Gedenktages. Diese Initiative geschah nicht zuletzt vor dem Hintergrund des jüdisch-christlichen Dialogs: Den jüdischen Namen Jesu zu ehren und zu würdigen, sollte für Christen von höchster Bedeutung sein. Neben dem Fest der Beschneidung Jesu (am 1. Januar; seit 1969 unter dem Titel „Hochfest der Gottesmutter Maria“) ist letztlich die Namensverehrung Jesu die höchste Wertschätzung von Jesu jüdischer Identität – denn genau genommen wird auf den heiligen Gottesnamen Israels, der nicht ausgesprochen werden soll, implizit hingewiesen: Jesus heißt nämlich wörtlich übersetzt: „JHWH rettet“. – Aktuelle Umfragen >>> unter heutigen Zeitgenossen lassen auf gewisse Unsicherheiten hinsichtlich des Namens Jesu schließen.
„Ein schwarzes Haus“

In der Predigt zur Jahreswende 2024/25 >>> ging der Dülmener Priester Markus Trautmann auf ein Miniaturmodell (1:100) vom historischen „Haus Pins“ am Kirchplatz in Dülmen ein. Ein solches Modell erinnere daran, dass es wichtig sei, „dass der Mensch Beziehungen pflegt zu dem, was vor uns war“, so Trautmann. „Es hat mit unserer Identität zu tun, dass wir um die Geschichte wissen, um unsere geschichtliche Prägung.“ Das schwarze Modellhäuschen schuf der Dülmener Justin Daldrup als sogenannten 3D-Druck.