Archiv 2025
Besuch in Zwolle bringt Brief über alte Freundschaft ans Licht

Am vergangenen Sonntag machten sich Christiane und Jürgen Daldrup auf den Weg nach Zwolle, um Hans und Kathy Davidson zu besuchen. Das Ehepaar verbringt dort wieder einige Monate im Elternhaus von Hans, bevor es nach Kalifornien zurückkehrt.
Hans Davidson hütet dort einen kleinen Schatz: zahlreiche historische Unterlagen und Fotografien seiner Familie aus der Dülmener Zeit – Erinnerungen an seinen Vater, dessen Geschwister und Eltern. Viele dieser Dokumente hat er leihweise mit nach Dülmen gegeben, damit sie gesichtet, digitalisiert und dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt werden können.
Besonders berührend ist ein persönlicher Brief, der inmitten der Unterlagen entdeckt wurde. Er zeugt von einer Freundschaft zwischen den Familien Davidson und Bendix, die einst in Dülmen lebten. Der Brief wurde ins Englische übersetzt und inzwischen an Hans Davidson sowie an Mark Bendix in Kanada per E-Mail geschickt. Vielleicht beginnt durch diesen Brief eine neue Verbindung – geboren aus der Geschichte ihrer Vorfahren.
Brieftext:
Lieber Adolf,
nun zum Anfang des Jahres sollst auch Du lieber Adolf zu Deinem Recht kommen und nach langer Zeit was vom mir hören. Leider ist unser Wunsch nun, dass wir beide zusammen nach Holland gingen nicht in Erfüllung gegangen und sind nun Bernard, Rudolf Eichengrüns Vetter und ich hier in Kapstadt seit 2. November (?). Du glaubst gar nicht wie schön es hier ist und wie gut es uns hier gefällt. An die neue Lebensweise hier haben wir uns schnell gewöhnt und sind wir schon die reinsten Afrikaner. Dort ist es jetzt sicher sehr kalt und hier sehr deutlich warm. Bernard arbeitet nun seit 4 Wochen schon in einer großen Zigarettenfabrik und beaufsichtigt dort die Maschinen und wir lernen nun einen handwerklichen Beruf, da wir als Gärtner (?) hier nicht arbeiten können, da diesen Beruf die Schwarzen …
Landwirt zu arbeiten ist….
Zu warm und ist dort ein …
Einöde. Ich glaube aber, wenn …
Jahre hier bin und etwas …
Werde ich mir hoffentlich die Reise …
Mal erlauben können. Nun hoffe ich, dass Du noch in Dülmen bist und diese Karte bekommst. Außerdem hoffe ich, dass Du wieder schreibst damit ich weiß wo du bist und ich Dir dann einen langen Brief schreiben kann über alles was ich in letzter Zeit erlebt habe. Sehr würde ich mich freue, wenn Du alle Bekannten von mir grüßt und wer noch dort ist mir schreibt. Friedel schrieb mir vorige Woche, dass Eure Hanna schon wusste von Dülmen her, dass wir hier sind.
Nun hoffe ich, dass Du meinen Absender lesen kannst und recht bald schreibst. Grüße besonders Deine Eltern, Walter und Frau … und sei herzlichst gegrüßt von Freund Walter Bendix.
Absender: Walter Bendix
Bei Straßburger
Cape Town (Kapstadt)
South Africa Hope Street 109
Freundliche Grüße auch an Ihre Eltern
Margot Levi (Recklinghausen) – (?)
Zeitgemäße Erinnerungsarbeit

In diesen Tagen, rund um den 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa, wird intensiv die Frage diskutiert, welche Zukunft eine qualifizierte Gedenkkultur in Deutschland hat. Die einschlägigen Studien und Befragungen, nicht nur unter jüngeren Deutschen, sind da ernüchternd. In diesem Zusammenhang würdigt Robert Schneider, Leiter der Dülmener Hermann-Leeser-Realschule, die Initiative des Dülmener Heimatvereins, den diesjährigen Zehntklässlern eine Publikation zu den in Dülmen verlegten Stolpersteinen zu schenken. Neben diesem klassischen Print-Format weist Schneider auf die Social Media (etwa Instagram) hin, um entsprechende Themen zu platzieren und ein Geschichtsbewusstsein auch unter jungen Leuten zu fördern. Insbesondere der Stolpersteine-Aktion fühlt sich die Hermann-Leeser-Schule seit vielen Jahren verbunden. Für Robert Schneider ist es eine eindrucksvolle Bestätigung der an seiner Schule praktizierten Erinnerungspädagogik, „dass unser Instagram-Beitrag vom 7. November 2024 zum Thema Stolpersteine bereits 4.224 mal aufgerufen wurde. Kein Beitrag der Hermann-Leeser-Schule hatte bisher so viele Klicks!“ Und er ist sich sicher: „Wir erreichen mit dieser Thematik sicherlich viele Menschen.“
Dülmener Heimatverein verschenkt wieder Bücher

Auch in diesem Jahr verschenkt der Heimatverein Dülmen rd. 500 Exemplare des Buches „Hier wohnte …“ an die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen. Das Buch, vom Heimatverein herausgegeben, ist eine Art literarischer Stadtrundgang zu den Dülmener Stolpersteinen. „Wir leben in politisch herausfordernden Zeiten“, so heißt es in einem Schreiben >>> von Erik Potthoff, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, an die Jugendlichen. „Viele Menschen machen sich Gedanken über die Zukunft in unserem Land und in der Welt.“ Umso wichtiger sei es auch für den Heimatverein Dülmen wichtig, für ein gutes Miteinander einzutreten. „Und das heißt auch: an Zeiten zu erinnern, in denen Mitmenschen schlecht behandelt wurden, um daraus zu lernen und künftig anders zu handeln“, so Potthoffs Überzeugung.
Bombensplitter für den Bürgermeister

Einen eindrucksvollen Gedenkakt zur Erinnerung an die Zerstörung Dülmens vor 80 Jahren veranstaltete die Stadt Dülmen am 21. März 2025. So trugen zwei Jugendliche aus Erlebnisberichten von zwei Mädchen aus dem Jahre 1948 vor, in denen diese ihre Erlebnisse am 21./22. März 1945 schilderten. In einem weiteren Beitrag zeigten Pfarrdechant Markus Trautmann und der aus Syrien geflüchtete Saad Antoun mit einem Bombensplitter ein Relikt der damaligen Ereignisse und überreichten es an Bürgermeister Carsten Hövekamp. In seiner Ansprache >>> nannte Trautmann den Splitter „Erinnerung und Ansporn“ – damit die heute im Rathaus Verantwortlichen „für das Miteinander in unserer Stadt entscheiden und handeln.“
„Zeugen für Christus“

Einen besonderen Gast konnte das „Katholische Bildungsforum St. Mauritz“ am 17. März im Konradhaus in Münster begrüßen: Dort referierte Prälat Dr. Helmut Moll über „Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts unter Berücksichtigung der Märtyrer der NS-Zeit der Stadt Münster“. Moll ist Herausgeber des mehr als 1000 katholische und nichtkatholische Märtyrer umfassenden Werkes „Zeugen für Christus“ in mittlerweile acht Auflagen – eine Zusammenstellung und Dokumentation der Lebensdaten jener Männer und Frauen, die im Laufe des 20. Jahrhunderts um ihres christlichen Glaubens willen verfolgt und getötet wurden. 1996 erhielt Prälat Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz die hauptamtliche Leitung einer speziellen Arbeitsstelle, die fortan das „Deutsche Martyrologium“ erarbeitete und ein umfangreiches Verzeichnis mit Lebensbildern deutscher und deutschstämmiger katholischer Märtyrer zusammestellte, die Moll in Zusammenarbeit mit Historikern und anderen Fachleuten aus den deutschen Diözesen und Ordensgemeinschaften zusammentrug. Die Erstausgabe überreichte er am 18. November 1999 zusammen mit Kardinal Karl Lehmann, dem damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, an Papst Johannes Paul II., der 1994 diese Dokumentation im Zugehen auf das Jubiläumsjahr 2000 für alle Länder initiiert hatte. – In seinem Vortrag skizzierte Moll etliche mit Münster verbundene Persönlichkeiten wie Edith Stein, Karl Leisner oder Heinz Bello; ferner den Hochschulprofessor Joseph Schmidlin oder gläubige Laien wie Max Zienow. Auch evangelische Christen wie der in Münster geborene Lübecker Märtyrer Karl Friedrich Stellbrink oder Pfarrer Ludwig Steil wurden gewürdigt. – Abschließend betrachtete Helmut Moll ein Zitat von Papst Franziskus, das sich in der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr 2025 vom 9. Mai 2024 befindet: „Das glaubwürdigste Zeugnis für diese Hoffnung geben uns die Märtyrer, die in ihrem festen Glauben an den auferstandenen Christus in der Lage waren, sogar auf ihr irdisches Leben zu verzichten, um ihren Herrn nicht zu verraten. Es gibt sie in allen Zeiten, und in unseren Tagen sind sie vielleicht zahlreicher denn je, als Bekenner eines Lebens, das kein Ende kennt. Wir müssen ihr Zeugnis in Ehren halten, um unsere Hoffnung fruchtbar zu machen. Diese Märtyrer, die verschiedenen christlichen Traditionen angehören, sind auch Samen der Einheit, weil sie die Ökumene des Blutes verkörpern. Daher ist es mein sehnlicher Wunsch, dass es in diesem Heiligen Jahr auch eine ökumenische Feier geben wird, so dass der Reichtum des Zeugnisses dieser Märtyrer deutlich wird.“
Fotos: Barbara Dupp
Historischer Kleiderhaken

Nach genau drei Jahren, seitdem im März 2022 eine moderne Betonwand in das historische Kellergeschoss des Hauses Pins eingezogen wurde, wird eben diese Wand neuerdings durch einen historischen Kleiderhaken verziert. Genaugenommen sind es drei gusseiserne Haken an einem Holzbrett. Diese sogenannten „Hakenleiste“ aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist eine Schenkung des Antiquitätengeschäfts Brock >>>, Coesfelder Straße 103 in Dülmen.
„Archäologisches Bodenfenster“ in Ludwigsburg

Seit 1958 befindet sich in Ludwigsburg unweit von Stuttgart die „Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“ – und in unmittelbarer Nachbarschaft zu deren Dienst- bzw. Archivgebäude das 1760 erbaute Schorndorfer Torhaus. Darin präsentiert das Bundesarchiv (Außenstelle Ludwigsburg) seit 2004 die Ausstellung „Die Ermittler von Ludwigsburg“. Diese Ausstellung veranschaulicht die Phasen der juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen und zeigt die Herausforderungen, Schwierigkeiten, aber auch Leistungen bei der Verfolgung der nationalsozialistischen Verbrechen. Im Mittelpunkt der Erläuterungen steht der mit der Arbeit der „Zentralen Stelle“ verbundene Prozess gesellschaftlicher Aufklärung. Eine Besonderheit dieser kleinen Ausstellung: Durch mehrere begehbare Glasscheiben im Fußboden kann man den Blick in ein historisches Büro der Strafermittler im Kellergeschoss werfen. – Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.
NS-Opfer soll seliggesprochen werden

In Italien gilt der junge Polizist und Christ Salvo D'Acquisto, der 1943 von deutschen Besatzern in Rom ermordet wurde, als vorbildlich: Er hat sich für andere geopfert. Die Seligsprechung des von Nationalsozialisten ermordeten italienischen Polizisten rückt näher. 22 Zivilisten rettete der junge Carabiniere 1943 vor der Erschießung, indem er für sie freiwillig in den Tod ging. Papst Franziskus hat nun D'Acquistos Handeln als vorbildliche „Hingabe des Lebens“ anerkannt, wie der Vatikan mitteilte. Damit rückt die Seligsprechung des Neapolitaners näher.
Am 22. September 1943 kam es in einem Munitionsdepot nahe Rom bei einer Razzia deutscher Soldaten zu einer Explosion, bei der ein SS-Mann starb und zwei weitere Deutsche verletzt wurden. Als Vergeltung sollten willkürlich 22 Menschen aus dem Dorf erschossen werden. D'Acquisto, Unteroffizier der italienischen Carabinieri, übernahm die volle Verantwortung für den vermeintlichen Anschlag und bat um Freilassung der Zivilisten. Er wurde am 23. September 1943, wenige Wochen vor seinem 23. Geburtstag, erschossen. Beigesetzt ist D'Acquisto in der Kirche Santa Chiara in seiner Geburtsstadt Neapel.
Nach D'Acquisto wurden unter anderem eine Kaserne in Rom und eine Militärschule in Velletri benannt. Die selbstlose Tat des Carabiniere war unter anderem Thema eines Films und einer TV-Serie. 1945 verliehen die italienischen Militärbehörden ihm posthum die Goldmedaille für militärische Tapferkeit. Der Vatikan prüft schon seit Jahren seine Seligsprechung. Nun hat der erkrankte Papst aus seinem Krankenzimmer in der Gemelli-Klinik heraus ein Dekret unterzeichnet, welches in Kürze den Ausnahme-Polizisten zur Ehre der Altäre erheben wird.
Fotos:
Porträt: wikipedia.com#gemeinfrei
Grab: findagrave.com#EmanBonnici
Linke Geschichtsvergessenheit

Sie diffamieren bürgerliche Politiker als „Nazis“, sie sprühen SS-Runen und Hakenkreuz auf das Konterfei der Kandidaten anderer Parteien: Auch in Dülmen werden im Bundestagswahlkampf systematisch Plakate von CDU und FDP beschädigt und beschmiert. Nach Einschätzung des Staatsschutzes stammen derartige Übergriffe aus einem linkspolitischen Milieu. „Es ist beklemmend, wie leichtfertig und geradezu inflationär mit Symbolen und Begrifflichkeiten aus der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte um sich geworfen wird“, findet Pfarrer Markus Trautmann. „Hier sollen zwar die eigenen Überzeugungen maximal moralisch aufgewertet werden. Doch in Wirklichkeit haben wir es letztlich mit einer unerträglichen Instrumentalisierung von Drittem Reich und Holocaust zu tun.“ Die jahrelange Erinnerungsarbeit und fundierte Gedenkkultur werde entwertet und verachtet.