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Archiv 2022

Ralf Lux macht in diesen Tagen seinem Namen alle Ehre: Denn der Hausmeister des „einsA“ hat rechtzeitig zum Dülmener Winter eine farbige Licht-Installation im künftigen Dülmener Gedenkort „Keller Pins“ angelegt. Einen ersten Testlauf gab es bereits am 28. Oktober, als durch ehemalige Schülerinnen und Schüler der Hermann-Leeser-Schule neben der Viktorkirche drei „Stolpersteine“ für die einst hier ansässige Familie Pins neu verlegt wurden. „Die Gäste des Abends waren von dem farbigen Lichtspiel aus der Tiefe sehr angetan“, berichtet Christiane Daldrup vom Kirchenvorstand St. Viktor. „Mit jedem Farbton werden die historischen Mauerreste ganz unterschiedlich präsentiert und wahrgenommen“, ergänzt Pfarrer Markus Trautmann.  „Eine Zeitschaltuhr sorgt dafür, dass ab der Eröffnung des Dülmener Winters das Farbspiel mit einbrechender Dämmerung startet“, erläutert Ralf Lux. Weitere gestalterische Maßnahmen und technische Effekte rund um „Keller Pins“ folgen in den kommenden Wochen.

Der Historiker und Journalist Gisbert Strotdrees ist bei seinen Recherchen zum jüdischen Leben in Westfalen seit längerem einer interessanten Thematik auf der Spur: In Westerkappeln im nördlichen Münsterland bestand in den 1930er Jahren ein Bauernhof, auf dem sich jüdische Jugendliche auf die Auswanderung nach Palästina bzw. die Kultivierung ihrer neuen Heimat vorbereiteten. „Das war jüdische Selbsthilfe“, kommentiert Strotdrees das damalige Projekt, das von den Nationalsozialisten zunächst geduldet wurde. Unter dem Titel „Ein Kibbuz in Westfalen“ berichtet die Wochenendbeilage der Dülmener Zeitung >>> über den Stand der Forschung, die Strotdrees noch weiter intensivieren will. Gisbert Strotdrees war am 18. Mai 2022 als Vortragsredner zu Gast im Dülmener „einsA“.

Fotos: Gisbert Strotdrees

Mesusa

Über viele Jahre wohnte Michaele Grote mit ihrer Familie an der Dülmener Heidelohstraße – und der Eintritt durch die Haustür führte an einer Mesusa vorbei. Eine Mesusa ist eine längliche Kapsel, die ursprünglich in jüdischen Familien am Rahmen der Haustür wie auch an Türen in der Wohnung befestigt wird, darin ein Röllchen mit dem berühmten biblischen Text des „Höre Israel“ (vgl. Deuteronomium 6,9 bzw. 11,20). Als nun Anfang 2022 ein Wohnungswechsel innerhalb Dülmens anstand, wurde natürlich die Mitnahme der Mesusa, die Michaele Grote 1991 bei einer Israel-Reise gekauft hatte, erwogen. „Doch die Mesusa war derart fest mit dem Türrahmen verbunden, dass sie nur beschädigt worden wäre“, erklärt sie. Daher bat sie ihre Schwester, die im Frühjahr an einer Reise ins Heilige Land teilnahm, in Jerusalem nach einer neuen Mesusa Ausschau zu halten. „Sie hat mir eine Mesusa aus Keramik mitgebracht, die wie aus Kalkstein gemeißelt wirkt“, so Grote. Am 17. November war es dann so weit: Der von Michaele Grote selbst niedergeschriebene Bibeltext wurde in die Kapsel eingelassen und diese dann an der Tür zur neuen Wohnung befestigt. Dabei wurde von Pfarrer Markus Trautmann ein vorgeschriebenes Begleitgebet gesprochen. „Die bisherige Mesusa an der Heidelohstraße wollen die neuen Bewohner unserer früheren Wohnung übrigens so belassen“, freut sich Michaele Grote.

Fotos: privat

Das einsA in Dülmen hat sich in Zusammenarbeit mit dem Kulturteam der Stadt Dülmen am Bundesweiten Vorlesetag am 18. November 2022 beteiligt.

Bereits seit 2004 ist der Bundesweite Vorlesetag auf gemeinsame Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung Deutschlands größtes Vorlesefest und ein öffentliches Zeichen, um alljährlich am dritten Freitag im November Kinder und Erwachsene für die Bedeutung des Vorlesens zu begeistern. 

Unter dem Jahresmotto "Gemeinsam einzigartig" las Dr. Wolfgang Werner vom Förderverein für "Kunst und Kultur in Dülmen" von ihm ausgewählte jüdische Märchen und Legenden vor.

Voll hintergründiger Lebensweisheit und getragen vom tiefen Glauben an eine höhere Gerechtigkeit, eröffnen die Märchen und Legenden Jung und Alt Einblicke in die jüdische Weltsicht und Kultur.

Gelesen wurde aus dem Buch:
Jüdische Märchen und Legenden 
von  Harald Salfellner  (Herausgeber), Lucie Müllerová  (Illustrator)
ISBN: 978-3899190601

 

 

Jüdischer Friedhof

Die Friedensfreunde Dülmen und die Grünen hatten zum 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht von 1938, zum gemeinsamen Gedenken auf den alten jüdischen Friedhof am Lüdinghauser Tor geladen. Rund 40 Dülmener waren dem Aufruf gefolgt, um durch Text- und Liedbeiträgen an das Schicksal der Dülmener Juden zu erinnern. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden Kerzen entzündet.

Im Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 hat die Geschichts-AG der Hermann-Leeser-Schule am Mittwoch weiße Rosen an den Stolpersteinen in Dülmen abgelegt. Zudem wurden Texte zum Leben und Schicksalen der jüdischen Mitbürger vorgetragen. Die Mitglieder der AG, die von den beiden Lehrerinnen Christiane Altenbockum und Gerda Küper geleitet wird, hatten bereits im Vorfeld alle Stolpersteine geputzt. Mit drei Ausnahmen: Die Steine für Louis, Jenny und Johanna Pins am Bült waren erst Ende Oktober verlegt worden und wurden daher erst gestern gereinigt. Die Kunst-AG besuchte unter der Leitung von Dr. Andrea Peine den Innenhof an der Münsterstraße, wo bis zur Reichspogromnacht die Synagoge stand, um auch dort Rosen abzulegen.

Fotos: Dr. Andrea Peine, Gerda Küper u.a.

Ärgerlich: In der Nacht zum 7. November haben Unbekannte verschiedene Graffiti-Schmierereien an der Außenwand der Dülmener Viktorkirche sowie auf der neuen Pflasterung vor der Kirche platziert, darunter einen David-Stern. „Dieses Zeichen jüdischer Identität nach der Art eines Fußabtreters vor einer Sitzbank auszubreiten, ist einfach nur respektlos“, findet Pfarrer Markus Trautmann. Die Hintergründe sind unklar. Verwaltungsreferent Christoph Fehmer hat umgehend die Beseitigung der Farbsprühereien veranlasst – „in der Hoffnung, dass diese noch vor Freitag entfernt werden können.“ Denn am Samstag, dem 12. November, wird der offizielle diesjährige Staatsakt des Landes NRW zum Volkstrauertag in St. Viktor stattfinden. Zu diesem Anlass werden übrigens Schülerinnen und Schüler der Hermann-Leeser-Schule ebenfalls die Kirchplatzoberfläche grafisch „bearbeiten“, allerdings mit Friedenssymbolen und lediglich mit Sprühkreide.

Mit einem Brief >>> hat sich am 6. November 2022 die Bibliothek der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in der Nähe von Jerusalem für die Zusendung des Buches „Sie müssen machen, dass ich wegkomme“ bedankt. In der Publikation, die 68 Seiten umfasst und im Sommer mit Unterstützung der NRW-Stiftung vom Heimatverein Dülmen herausgegeben wurde, werden die Verhaftung und das Verhör des jüdischen Dülmener Viehhändlers  Louis Pins im Jahre 1939 dokumentiert. Die Bibliothek von Yad Vashem umfasst momentan rd. 180.000 Publikationen in 69 Sprachen, die sich mit dem Holocaust und dem Überlebenskampf der europäischen Juden befassen.

Bilder: yadvashem.org

Buchcover

Einem ungewöhnlichen Thema widmet sich Pfarrer Markus Trautmann in seiner letzten Sonntagspredigt >>> im Oktober: Es geht um die Begeisterung in Israel für das Schweizerkind „Heidi“ aus dem gleichnamigen Kinderbuch von Johanna Spyri (1827-1901). Übrigens wurden in den zahlreichen israelischen Übersetzungen von „Heidi“, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, sämtliche deutschen Namen mit einer hebräischen Variante ausgetaucht – mit einer Ausnahme: Fräulein Rottenmeier … 

Verlegung der Stolpersteine

Am 14.Oktober war es 15 Jahre her, dass Schülerinnen und Schüler der Hermann-Leeser-Schule im Beisein des Straßenkünstlers Gunter Demnig drei „Stolpersteine“ für Louis, Jenny und Johanna Pins nahe der Viktorkirche verlegten: Es waren dies damals die Klassen 7a (Frau Flögel; für Louis Pins), 7c (Frau Küper; für Jenny Pins) und 8d (Frau Peine; für Johanna Pins). Im Zuge der Baumaßnahmen am „einsA“ wurden die drei Steine 2015 wieder aus der Pflasterung herausgenommen und im Stadtarchiv gelagert. Nach Abschluss der Bau- und Pflasterarbeiten wurden sie am Abend des 28. Oktober 2022 in einem öffentlichen Rahmen wieder an ihren ursprünglichen Ort verlegt.

In einer moderierten Willkommens- und Erinnerungsrunde in der Viktorkirche schilderten verschiedene „Ehemalige“ ihre Erinnerungen an die Schulzeit an der Hermann-Leeser-Schule. Erik Potthoff, ebenfalls Absolvent der früheren „Städtischen Realschule Dülmen“ berichtete, dass in seiner Schulzeit ein Geschichtsprojekt im Rahmen einer Projektwoche in ihm das Interesse an der Dülmener Stadtgeschichte geweckt habe, das bis heute anhalte. Schulleiter Robert Schneider würdigte die Anfänge der Erinnerungspädagogik an seiner Schule: „Dass wir heute eine Fair-play-Schule sind, geht auf diese Bemühungen zurück.“ Die Lehrerin Dr. Andrea Peine schilderte, wie aus den anfänglichen „Stolpersteine“-Aktionen zahlreiche weitere Initiativen erwachsen seien, so der lebendige Kontakt zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel. Gerda Küper, ebenfalls langjährige Pädagogin der Hermann-Leeser-Schule, berichtete über den intensiven und anrührenden Kontakt zu den Geschwistern Helga und Ingrid Leeser, den beiden Töchtern des Namensgebers der Schule, Hermann Leeser. Daran anknüpfend betonte Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann, wie wichtig es sei, die damaligen Schicksale in ihrer menschlichen Dramatik zu durchdringen: Hier könne das Archiv mit zahlreichen Unterlagen Lebensläufe und -schicksale erhellen. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch verschiedene Bilderreihen und einem Kurzfilm. Anschließend ging es in den Außenbereich der Kirche, wo Hausmeister Ralf Lux das archäologische Bodenfenster kunstvoll illuminiert hatte; ferner wurde die dann folgende Aktion auf die Außenwand des „einsA“ projiziert, so dass alle Anwesenden das Geschehen optimal verfolgen konnten. Die Neuverlegung der drei „Stolpersteine“ übernahmen der Archäologe Dr. Gerard Jentgens sowie der damalige Schülersprecher und seine Vertreterin.

 

 

 

StViktor

Auf jüdische Spuren
in Dülmener Haushalten

„Da sagte Jesus zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ (vgl. Mt 13,52) Fast jeder Mensch sammelt irgendwas – mehr oder weniger bewusst. Zumindest haben wir alle schon einmal irgendein Andenken aufbewahrt und halten es in Ehren. Im Folgenden werden zehn Dülmener Personen vorgestellt, die uns einen kleinen „Schatz“ aus dem Heiligen Land bzw. aus dem Judentum vorstellen. 

Synagoge

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König David

Lied des Mose

 Deuteronomium 32,7

Denk an die Jahre der Vergangenheit,
lerne aus den Jahren der Geschichte!