Ein Projekt der
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und dem einsA
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Der Tief- und Hochbau 
wird gefördert durch
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Archiv 2022

Archäologen graben an der Marktstraße. 

In verschiedensten Publikationen ist das markante Bild aus den 1930er Jahren schon veröffentlicht worden: Die Rede ist von der Dülmener NSDAP-Parteizentrale unweit von Rathaus und Löwendenkmal. Das frühere Café Wiesmann wurde ab 1933 von den örtlichen Nationalsozialisten als „Braunes Haus“ genutzt; ein markanter Schriftzug zierte die südliche Fassade. Welche Schrecken in dieser Institution ersonnen und verübt wurden, lässt sich nur erahnen. 1945 versank das Gebäude in Schutt und Asche, das Kellergeschoss blieb im Erdreich. Ab dem 18. Mai 2022 wurden von Dr. Gerard Jentgens und seinem Grabungsteam ein gekachelter Waschraum, Mauerwerk und Zementfliesen, verschiedene Leitungsrohre und ein Treppenabgang freigelegt.

Historische Fotos: Stadtarchiv Dülmen

 

beim Vortrag

Gisbert Strotdrees war in Dülmen. 

Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie in Dülmen versucht wird, sich der früheren Bürger der Stadt zu erinnern, auch in den Bauspuren an der Kirche“ – so lautet das Resümee des renommierten Landwirtschaftsjournalisten und Regionalhistorikers Gisbert Strotdrees. „Das wird sicher eindrucksvoll sein, wenn es einmal fertig sein wird.“ Strotdrees war am 18. Mai im Dülmener Begegnungszentrum „einsA“, wo er einen Vortrag über jüdisches Leben in Westfalen hielt. Im Nachgang zu diesem Besuch gab Strotdrees einen wichtigen Hinweis zum vermeintlich altertümlichen Begriff „Landjuden“, der sich auch in dem Dülmener Booklet „Ein Blick in die Vergangenheit“ (auf S. 7) findet: „Der Begriff ist in der Forschung erst etwa seit den 1980er Jahren üblich geworden, vor allem durch die Forschungen von Monika Richarz über das ‚jüdische Leben auf dem Lande‘. Im Grimmschen Wörterbuch und auch in anderen älteren Wörterbüchern taucht der Begriff ‚Landjude‘ hingegen gar nicht auf. Er ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem der ‚Landjudenschaft‘, die es im 18./19. Jahrhundert schon gab. Die Landjudenschaft hat nichts mit einer ländlich-dörflichen Existenz zu tun, sondern bezeichnete ein Organ jüdischer Selbstorganisation innerhalb eines Territoriums – nur in diesem Sinne war also war das Wort ‚Land-‘ gemeint, nicht im Sinne von ‚ländlich, dörflich‘.“

Modell

Hingucker am Infopoint

Die Gäste im Dülmener "einsA" können seit Anfang Mai in der kleinen Vitrine am Infopoint eine interessante Entdeckung machen: Dort wird ein Miniaturmodell des künftigen Glas-Stahl-Tetraeders über dem archäologischen Bodenfenster "Keller Pins" gezeigt. Entstanden ist das originelle Anschauungsobjekt bereits zu Beginn des Jahres im Büro des Archäologen Dr. Gerard Jentgens. Ausgehend vom exakt vermessenen bzw. maßstabsgetreuen Grundriss der noch vorhandenen Mauerreste vom Kellergeschoss des früheren Dülmener Wohnhauses Kirchplatz 8 wurde ein relativ kompliziertes Glaskonstrukt errechnet und als Modellbau entworfen. "Der künftige Tetraeder muss sowohl den Blick in die Tiefe auf optimale Weise ermöglichen als auch eine hinreichende Höhe bzw. Dachneigung haben, damit später Kindergartenkinder nicht hinaufklettern", erläutert Dr. Jentgens. Wenn bald die Glasbaufirma Mirotec aus Wettringen ihre Arbeiten aufnimmt, wird das Jentgens-Modell die Vorlage bieten. Das zugehörige Playmobil-Männchen verdeutlicht ebenfalls maßstabsgetreu die Proportion: Mit rd. 2 Metern Höhe dürfte das spitze Glasdach in der Dülmener Öffentlichkeit demnächst gut wahrgenommen werden. "Wir sind über die kreative Vorplanung durch die Firma von Dr. Jentgens sehr froh", meint Pfarrer Markus Trautmann.


Fotos: Irmgard Neuß

Stadtgang

Stadtrundgang mit Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann.

Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann bot im Rahmen der Ausstellung „Spurensuche_n - Jüdisches Leben im Münsterland“ einen Rundgang durch die Innenstadt an, um an jüdische Bürger zu erinnern, die hier einst lebten.
Am einsA trafen sich die Interessierten mit dem Referenten für den geschichtlichen Rundgang. Die erste Station der Spurensuche war das Rathaus, in dem die Bürger registriert waren. Sudmann erzählte an diesem Punkt über die ersten jüdischen Ratsherren. Danach ging es für die Gruppe weiter zum Löwendenkmal. Auf der Rückseite des Denkmals sind die Namen der Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg eingemeißelt - darunter auch Namen jüdischer Kriegsteilnehmer.
Den nächsten Halt machte Sudmann in der Kötteröde. Hier stand das Wohnhaus, in dem die erste Synagoge eingerichtet worden ist. Auf keinen Fall fehlen durfte auf der Tour der Standort des Hauses der Familie Leeser an der Lüdinghauser Straße. Hier weisen heute Stolpersteine auf die einstigen Bewohner hin. Von dort aus folgten die Teilnehmer Sudmann weiter zum ehemaligen jüdischen Friedhof am Lüdinghauser Tor. Mittlerweile ist dieser zu einer Grünfläche umgestaltet worden. Beim letzten Stopp erinnert die Tafel an der Münsterstraße bei der Alten Sparkasse an den Standort der Synagoge, die 1938 in Flammen aufging.

 

Bericht und Foto der Dülmener Zeitung, Horst Legler
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Fenster Heimann


In der momentan in der Dülmener Viktorkirche präsentierten Wanderausstellung „Spurensuche_n. Jüdisches Leben in Münsterland“ können die Gäste neben den verschiedenen kreativ gestalteten Türen auch ein historisches Fenster entdecken: Es handelt sich um ein „mobiles Denkmal“, das an die 2014 in Borghorst abgerissene Vila Heimann erinnert. Ein Mitstreiter der dortigen „Arbeitsgruppe Stolpersteine“ rettete das über 100 Jahre alte Fenster aus den Abrisstrümmern und verwahrte es auf. Im Jahr darauf wurde das restaurierte Relikt wie ein dreiflügeliger Altar (Triptychon) aufbereitet und erinnert an ein „verlorenes Denkmal“: Die Borghorster Villa Heimann aus dem 19. Jahrhundert wurde bis 1938 von einer wohlhabenden jüdischen Familie bewohnt. Der Viehhändler Albert Heimann und seine Frau Frieda wurden in Auschwitz ermordet; ihre vier Kinder überlebten den Holocaust. Über die Nutzung und den möglichen Erhalt des markanten Gebäudes wurde eine lange und kontroverse Debatte geführt; am Ende beschlossen die kommunalen Gremien die Räumung des Anwesens zugunsten eines dortigen Neubaus der Borghorster Feuerwache; die Integrierung einiger Bauteile oder gar Fassadenelemente war nicht erwünscht. – Nach dem Abriss der „Villa Heimann“ produzierte der Filmemacher Klaus Uhlenbrock einen Dokumentarfilm, der an die wechselvolle Geschichte des Borghorster Hauses erinnert und die Herausforderungen von Erinnerungskultur und Denkmalschutz thematisiert.

 

Vertragsunterzeichnung

Vertrag unterzeichnet.

Der Kirchenvorstand von St. Viktor freut sich: Am Dienstag, dem 10. Mai 2022, konnte endlich mit der Glasfirma Mirotec aus Wettringen die Auftragsvereinbarung unterzeichnet werden, durch die sich bald ein Glas-Stahl-Tetraeder über dem archäologischen Bodenfenster „Keller Pins“ im Dülmener einsA-Quartier in die Höhe erheben wird. Pfarrer Markus Trautmann und die Kirchenvorstandsmitglieder Christiane Daldrup und Hildegard Tecklenborg unterzeichneten das entsprechende Dokument.

Foto: Christoph Fehmer

 

Heinz Brathe

Heinz Brathe vor 100 Jahren geboren.

Am 17. Mai wäre Heinz Brathe, angesehener Dülmener Heimatforscher und Lehrer am Clemens-Brentano-Gymnasium, 100 Jahre alt geworden. Brathe wurde 1922 im Haus Kirchplatz Nr. 7 geboren und wuchs als direkter Nachbar der Familie Pins (Kirchplatz Nr. 8) auf. Als Sechszehnjähriger musste er in der Pogromnacht 1938 miterleben, wie seine Eltern den schutzsuchenden Nachbarn den Einlass verweigerten. „Die Angst hielt die Türen verschlossen“, resümierte er noch nach Jahrzehnten. Im Rahmen der Eröffnung der „Türenausstellung“ zu den Spuren jüdischen Lebens im Münsterland am 5. Mai in St. Viktor ging Pfarrer Markus Trautmann auf die Erinnerungen Heinz Brathes ein: „Diese einfache Haustür am Nachbarhaus vom Haus Pins steht in der Rückschau – so hat es Heinz Brathe empfunden – für ein Stück Entsolidarisierung unter Nachbarn, für Feigheit und Angst.“

Zur Ansprache >>>

Herr Ast

Stefan Ast besucht Dülmen. 

Am Rande der Eröffnung der Wanderausstellung „Spurensuche_n: Jüdisches Leben im Münsterland“ am 5. Mai in der Dülmener Viktorkirche besuchte Stefan Ast, der Geschäftsführer der NRW-Stiftung, auch die nahegelegene künftige Gedenkstätte „Keller Pins“. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Dülmener Heimatvereins, Erik Potthoff, überzeugt sich Stefan Ast vom Fortgang der baulichen Arbeiten über der archäologischen Freilegung des ehemaligen Kellergeschosses vom Haus Kirchplatz Nr. 8. Die NRW-Stiftung sei beeindruckt, im Heimatverein einen gesellschaftlichen Akteur gefunden zu haben, der seit vielen Jahren auf kreative Weise die Dülmener Erinnerungskultur vorantreibe. Ast überreichte eine Förderurkunde über 20.000 Euro. Die Mittel sind für die neuen Publikationen über jüdisches Leben in Dülmen und den Gedenkort am „Keller Pins“ bestimmt. Insbesondere die Zusammenarbeit des Heimatvereins mit den Dülmener Schulen ziele „auf eine lebendige und sehr anschauliche Geschichtsvermittlung. Das hat uns in der Stiftung sofort für die Förderung überzeugt“, zeigte sich Stefan Ast beeindruckt.

Türenausstellung

Spurensuche zum jüdischen Leben in der Viktorkirche 

Auf ungewöhnliche Eindrücke werden in den kommenden Wochen die Gäste der Dülmener Viktorkirche stoßen: Seit dem 5. Mai gastiert in dem weiträumigen Kirchenraum die von der Westfälischen Wilhelmsuniversität (WWU) Münster konzipierte Wanderausstellung „Spurensuche_n: Jüdisches Leben im Münsterland“.

Die der Universität zugeordnete „Arbeitsstelle Forschungstransfer“ war bereits 2019 mit einem Kreativangebot an Schulen und Vereine im Münsterland herangetreten, um für die kreative Gestaltung alter Türen zu werben.

Die Türen thematisieren auf dem vorderen Türblatt historische Bezüge, auf der Rückseite heutige Erinnerungen an jüdisches Leben in insgesamt 14 Ortschaften. „Die Ausstellung möge wie ein ‚Türöffner‘ neue Einblicke gewähren in das jüdische Leben im Münsterland, besonders hier in Dülmen“, betonte Dr. Andrea Peine, Lehrerin an der Hermann-Leeser-Schule, die am 5. Mai die Eröffnungsveranstaltung moderierte.

Anwesend waren neben zahlreichen Interessierten auch Jugendliche aus Dülmener Schulen sowie Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Dülmener Gedenkinitiativen.

Zu den Gästen der Ausstellungseröffnung gehörte auch Stefan Ast, Geschäftsführer der NRW-Stiftung aus Düsseldorf. Er überreichte dem Vorsitzenden des Dülmener Heimatsvereins, Erik Potthoff, eine Förderurkunde über 20.000 Euro. Die Mittel sind für die neuen Publikationen über jüdisches Leben in Dülmen und den Gedenkort am Keller Pins neben der St. Viktorkirche bestimmt. „Das ehrenamtliche Engagement für die Spurensuche und Vermittlung der jüdischen Geschichte in Dülmen ist enorm. Die Zusammenarbeit des Heimatvereins mit den Dülmener Schulen zielt auf eine lebendige und sehr anschauliche Geschichtsvermittlung. Das hat uns in der Stiftung sofort für die Förderung überzeugt“, zeigt sich Stefan Ast beeindruckt. 

Der Vorsitzende des Dülmener Heimatvereins Erik Potthoff skizzierte die langjährigen Initiativen und Projekte der Erinnerung an jüdisches Leben in Dülmen, deren Anfänge sich bereits bis in das Jahr 1978 zurückverfolgen lassen.

Den Zusammenhang einer lebendigen Erinnerungskultur mit den Herausforderungen einer heutigen toleranten Gesellschaft betonte Bürgermeister Carsten Hövekamp.

Die Mitarbeiterin der betreffenden Uni-Arbeitsstelle Nina Nolte erläuterte, wie aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ganz neue Wege einer digitalisierten Ausstellungspräsentation beschritten wurden.

In einem Impulsreferat vertiefte Pfarrdechant Markus Trautmann die Türensymbolik, in dem er an den Dülmener Heimatforscher Heinz Brathe erinnerte, der immer wieder die verschlossene Haustür seines Elternhauses in der Pogromnacht 1938 thematisiert hatte.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Kirchenmusiker Christoph Falley, der durch Orgel-, Klarinetten- und Saxophonspiel Stücke jüdischer Komponisten vortrug.

 

Foto: Der Geschäftsführer der NRW-Stiftung Stefan Ast überreicht dem Vorsitzenden des Dülmener Heimatvereins Erik Potthoff die Förderurkunde.

Gestern Abend (27. April) begann bei Sonnenuntergang YomHaShoah, der israelische Holocaust- und Heldengedenktag. In einer Zeremonie entzündeten Holocaust-Überlebende in der internationalen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem sechs Fackeln, die an die sechs Millionen Jüdinnen und Juden erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Eine Verwandte der Familie Pins, die in Israel lebt und zu der wir Kontakt pflegen, hat uns aus diesem Anlass Fotos zugesendet, die an ihre ermordete Familie aus Bentheim erinnern.

 

Bentheim

StViktor

Auf jüdische Spuren
in Dülmener Haushalten

Da sagte Jesus zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ (vgl. Mt 13,52) Fast jeder Mensch sammelt irgendwas – mehr oder weniger bewusst. Zumindest haben wir alle schon einmal irgendein Andenken aufbewahrt und halten es in Ehren. Im Folgenden werden zehn Dülmener Personen vorgestellt, die uns einen kleinen „Schatz“ aus dem Heiligen Land bzw. aus dem Judentum vorstellen. 

Menora

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Papst Franzikus

Papst Franziskus

am 26. Mai 2014 in Yad Vashem

Vom Boden erhebt sich ein leises Stöhnen: Gib uns die Gnade, uns zu schämen für das, was zu tun wir als Menschen fähig gewesen sind!