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Archiv 2022

In seiner vorletzten Sonntagspredigt >>> im Oktober thematisiert Pfarrer Markus Trautmann die jüdische Glaubensbewegung der „Pharisäer“. Sie werden zwar mitunter von den Christen regelrecht karikiert, aber „Jesus hat die Ernsthaftigkeit der Pharisäer durchaus geschätzt“.

Wolfgang Suwelach

Am 20. Oktober kann der Billerbecker Unternehmer Wolfgang Suwelack sein 85. Lebensjahr vollenden. Er ist einer der eifrigsten Initiatoren und Unterstützer zahlreicher Erinnerungsformate im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Jahre 2004 gründete er die Wolfgang-Suwelack-Stiftung zur Förderung der Gedenkkultur und der Friedensarbeit. „Zahlreiche Projekte hat er seitdem unterstützt und umgesetzt – kleine wie große“, würdigt die Billerbecker Tageszeitung den Jubilar. „Sein Augenmerk lag dabei vor allem immer auf der Erinnerung an die jüdischen Mitbürger und die Erforschung der Geschichte Billerbecks.“ So ist die seinerzeitige Namensgebung für die „Geschwister-Eichenwald-Schule“ oder die Verlegung der „Stolpersteine“ in Billerbeck maßgeblich von Suwelack vorangetrieben worden. Dabei schaut er durchaus über den lokalen Tellerrand hinaus: Wolfgang Suwelack gehört zu den Sponsoren des Dülmener Gedenkortes „Keller Pins“. Allerdings gibt es auch hier einen Bezug zur „Perle der Baumberge“, da die erste Ehefrau von Louis Pins und Mutter von Johanna, Fanny geb. Bendix (1878-1924), gebürtige Billerbeckerin war; die Grabstätte ihrer Eltern sind bis heute auf dem Billerbecker Jüdischen Friedhof erhalten.

Porträt-Foto: https://www.suwelack-stiftung.de

Pflasterung

Bald ist es so weit: Am 28. Oktober sollen im Rahmen einer Abendveranstaltung im „einsA“ die 2007 gestifteten drei „Stolpersteine“ für Louis, Jenny und Johanna Pins neu verlegt werden. Zu diesem Anlass hat Pflasterer Mario Koch bereits die kleine Ausbuchtung am Gehweg nahe der Viktorkirche vorbereitet und die drei Gedenktafeln schon mal probeweise eingepasst; an dieser Stelle ist der Zaunverlauf etwas zurückgenommen, um möglichst günstig einen Einblick in den „Keller Pins“ zu nehmen. Die Veranstaltung am 28. Oktober beginnt um 18.00 Uhr; Anmeldungen sind nicht erforderlich.

(Foto: Christoph Fehmer)

Gunter Demnig in Dülmen

Er war ein häufiger und prominenter Gast in Dülmen: Die Rede ist von Gunter Demnig, den Erfinder und Verleger der heute weltberühmten „Stolpersteine“. Am 24. Oktober jährt sich sein Geburtstag zum 75. Mal. Demnig wurde 1947 in Berlin geboren. Neben einem Studium der Kunstpädagogik absolvierte er eine Ausbildung zum Industrie-Designer; die Orte seiner Ausbildung waren Berlin und Kassel. Ab 1985 betrieb Demnig ein eigenes Atelier in Köln, von hier aus begann ab 1996 die Verlegung der von ihm konzipierten „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Nach seinem Motto „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ hat der Künstler seitdem rd. 75.000 dieser Kleinstkunstwerke in 24 Ländern im öffentlichen Raum verlegt. Erstmals wurden in Dülmen am 19. Oktober 2005 „Stolpersteine“ an zwei Verlege-Stellen installiert, nämlich für die Familie Leeser und das Ehepaar Dublon; bis heute wurden mehr als 40 dieser kleinen Messing-überzogenen Steine in Dülmen und in Rorup verlegt. In verschiedenen Aktionen, an denen sich vornehmlich Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen (zumal der Hermann-Leeser-Schule) beteiligen, wird jährlich vor Ort auf die persönlichen Schicksale der Erinnerten hingewiesen. – Eine ausführliche Dokumentation und Würdigung der jeweils von Gunter Demnig persönlich ausgeführten Verlegung der „Stolpersteine“ in Dülmen und zahlreiche Hintergrundinformationen finden sich in der Sonderausgabe der „Dülmener Heimatblätter“ 2011 auf den Seiten 195 – 245.

Fotos: Dr. Andrea Peine

Wohnhaus steht unter Denkmalschutz.

An der Coesfelder Straße Nr. 31 (heute Nr. 43) wohnte der jüdische Viehhändler Hugo Pins mit seiner Familie. Nachdem Juden ab 1939 der Grundbesitz verboten war, wurde das Haus der Familie zu einem „Judenhaus“ erklärt, in dem die letzten noch in Dülmen wohnenden Juden zusammengepfercht wurden. 

Nun musste sich das Amtsgericht Münster zum wiederholten Male mit der Frage beschäftigen, ob das Wohnhaus denkmalschutzwürdig ist oder nicht. Gegen den Eintrag in die Denkmalliste hatte der heutige Eigentümer geklagt. Dabei argumentiert er u.a. „ein menschenunwürdiger Umgang mit den Juden im Blick auf eine Überbelegung sei nicht hinreichend belegt.“

Die Klage wurde am 6. September abgewiesen.

In der Entscheidungsbegründung des Gerichts ist u.a. zu lesen, dass „das Wohnhaus aufgrund seiner spezifischen Nutzung als ‚Judenhaus‘ in den Jahren 1939 bis 1942 bedeutend für die Geschichte der Menschen sei. Als historischer Ort der Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung Dülmens dokumentiere das Gebäude sowohl das Leben und Leiden der Juden als auch die Untaten des antisemitischen Regimes. Hier zeige sich insbesondere an der Lage inmitten der städtischen Gemeinschaft und der Gebäudekubatur mit der Unterbringung von rund 30 Personen in der überbelegten Wohnung der menschenunwürdige Umgang des antisemitischen Regimes mit Juden.  (…) Die Erhaltung und Nutzung des ‚Judenhauses‘ liege aufgrund seiner ortsgeschichtlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit.“ 

 Die gesamte Rechtsprechung >>> ist in der Datenbank der Gerichte NRW nachzulesen.

 

Fotos: Dietmar Rabich

 
Ein Jahreswechsel steht an – und zwar auf das Jahr 5783 laut dem jüdischen Kalender. Das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana beginnt dieses Jahr am Abend des 25. September und dauert zwei Tage. Mit dem Neujahrsfest beginnen auch die "ehrfurchtsvollen Tage", die nach zehn Tagen im höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur enden.
Traditionell werden süße Speisen gegessen und ein Schofar-Horn (Widderhorn) geblasen. Das Blasen des Schofar symbolisiert die Erneuerung des Bundes mit Gott und ruft die Gemeinde zur Reue auf. Man zieht Bilanz über das vergangene Jahr und wird, so hofft man, in das Buch des Lebens eingeschrieben. 
Wir wünschen allen Feiernden ein gutes neues Jahr 5783.
 
Foto: stock.adobe.com/de#ungvar
 
Institut New York

Das Leo Baeck Institut (kurz LBI) in New York hat die beiden Bücher "Sie müssen machen, dass ich wegkomme!">>> und "Im Bündel des Lebens" >>> in seine Bibliothek aufgenommen.
Die unabhängige Forschungs- und Dokumentationseinrichtung für die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums wurde 1955 gegründet und setzt sich zum Ziel, deutsch-jüdische Geschichte und Kultur wissenschaftlich zu erforschen und ihr Erbe zu bewahren. Damit steht das LBI bewusst in der Tradition der Wissenschaft des Judentums. Namensgeber ist der Rabbiner und Holocaust-Überlebende Leo Baeck.

Foto: wikipedia.com#Gryffindor - Eigenes Werk, Gemeinfrei
Logo: wikipedia.com#Clara Texter - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Manfred Lütz

Zu einer spannenden und beeindruckenden Lesung über Paulus van Husen wurde am 8. September auf die Burg Vischering in Lüdinghausen geladen. Landrat Christian Schulze Pellengahr begrüßte dazu den Bestsellerautor Prof. Manfred Lütz, den Großneffen van Husens, und unterstreichte mittels einer Powerpoint-Präsentation die lokalen Bezüge van Husens zum Münsterland, insbesondere zu Lüdinghausen. Aber auch nach Dülmen gab es Beziehungen, denn mit dem auf Haus Merfeld wohnenden Grafen Strick Galen stand van Husen in freundschaftlicher Verbindung. Mit der Namensgebung "Paulus-van-Husen-Schule" bietet die Sekundarschule Legden Rosendahl wohl den aktuellsten Bezug. Dass in Münster bisher keine Straße nach seinem Großonkel benannt wurde, bedauerte Manfred Lütz in seiner späteren Ansprache.

Paulus van Husen war nach der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen erster Präsident des nordrheinwestfälischen Verfassungsgerichtshofs in Münster und wirkte vor und nach dem ersten Weltkrieg als Gerichtsreferendar in Lüdinghausen und erlebte dort dramatische Erlebnisse beim Bürgerkrieg mit der Roten Armee des Ruhrgebiets. Während der NS-Zeit schloss sich van Husen dem Kreisauer Kreis im Widerstand gegen Hitler an. 

Er hinterließ seinem Großneffen eine äußerst spannende und unterhaltsame Autobiographie, die mit „Als der Wagen nicht kam. Eine wahre Geschichte aus dem Widerstand“ von Prof. Lütz herausgebracht wurde und inzwischen ein Bestseller ist.

Eine wirklich beeindruckende Lebensgeschichte, die Prof. Manfred Lütz an dem Abend in gewohnt eloquenter Form schilderte. Dabei verwies Lütz immer wieder auf Passagen der Biographie, die ihn besonders berührten, dazu zählte die mehrfach zitierte tragische Erkenntnis "Unter einer Schreckensherrschaft lässt es sich schwer bestimmen, wo die Tugend des Maßhaltens aufhört und die Feigheit anfängt. Infolge der Schwierigkeit dieser Abwägung sind sechs Millionen Juden zu Tode gekommen."

Fern ihrer westfälischen Heimat starb am 29. August 1982 in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo die gebürtige Dülmenerin Johanna Pins. Anfang 1946 war Johanna, damals 39 Jahre alt, mit ihrer Mutter Jenny Pins geb. Rosenstein auf einem Passagierschiff in Montevideo angekommen, nachdem sie als eine der letzten deutschen Juden noch die offizielle Emigration vorbereiten konnte. Die Mutter starb bereits 1946. – Am Heiligen Abend 2020 widmete die Dülmener Zeitung dem Schicksal von Johanna und Jenny Pins eine ganze Sonderseite >>>.

 

Das Foto zeigt Johanna (zweite von links) bei der Hochzeit Ihres "Pflegekindes" Ruth K.

Heimatblätter

Gestern hat sich der Vorstand des Dülmener Heimatvereins getroffen, um die druckfrische Neuausgabe der Heimatblätter an seine Mitglieder zu versenden. 

Als Beigabe gibt es für alle das von der NRW-Stiftung mitgeförderte Buch "Sie müssen machen, dass ich wegkomme!", welches vom Heimatverein herausgegeben wurde. Das Buch schildert das tragische Ende des Dülmener Juden Louis Pins, der im Juni 1939 im Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel ums Leben kam.

Bücher

Auf jüdische Spuren
in der Stadtbücherei

„Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen!“, so beendet der alttestamentliche Weise Kohelet das gleichnamige Werk: „Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel Studieren ermüdet den Leib.“ (Koh 12,12) Gleichwohl erfreuen sich Buchläden und Büchereien nach wie vor großer Beliebtheit: Nicht zuletzt in Zeiten der Corona-Einschränkungen griffen viele Menschen verstärkt zu Büchern. Ein kleiner Rundgang durch die Dülmener Stadtbücherei nennt zehn hier vertretene jüdische Autorinnen und Autoren.

Ephraim Kishon

Weiterlesen ...

König David

Psalm 77,6

 

Ich sinne nach über die Tage von einst,
ich will denken an längst vergangene Jahre.