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Archiv 2022

Häufig durch Dülmen gefahren.

Am 9. August jährt sich zum 80. Mal der Todestag von Edith Stein im KZ Auschwitz. (Nähere Infos zu Edith Stein und die Edith-Stein-Straße in Merfeld finden sich in dem Buch „Im Bündel des Leben“ auf S. 61 >>>) Von Februar 1932 bis April 1933 war Edith Stein Dozentin am katholischen „Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik“ in Münster. Hier wohnte sie im Studentinnen-Wohnheim „Marianum“ in der Frauenstraße. Über einige hier ebenfalls lebende Ursulinenschwestern kam es zum Kontakt mit dem Ursulinenkloster in Dorsten. Etliche Male wurde Edith Stein von Mutter Petra Brüning zu den Ursulinen nach Dorsten eingeladen, so etwa an Weihnachten 1932. Die Zugfahrt von Münster nach Dorsten führte jedes Mal über Dülmen.

Stahlkonstruktion

Das Stahlgerippe steht, das Glas lässt auf sich warten: Durch einen Defekt an einer CNC-Maschine der Firma Semcoglas Glastechnik GmbH in Nordhorn kann die Wettringer Firma Mirotec erst am Montag, dem 8. August 2022, die Montage des gläsernen Tetraeders über dem „Keller Pins“ vornehmen.

Stahlkonstruktion

Endlich ist es so weit: Früh am Morgen des 26. Juli begannen drei Mitarbeiter der Firma MIROTEC, die schweren feuerverzinkten und pulverbeschichteten Metallteile für den künftigen Tetraeder über dem „Keller Pins“ abzuladen. Entwurf und Bauleitung für den Tetraeder hatte die Firma Jentgens & Partner übernommen. Mit Hilfe eines Radladers wurden die zentnerschweren Elemente hinter die Viktorkirche bugsiert. Nachdem oberhalb der Bodenöffnung eine hölzerne Arbeitsplattform angelegt worden war, konnten im Laufe des Tages die Metallbauer Ingo Menzel und Noel Holling sowie Azubi Jonathan Stemping die Teile zusammenfügen. Weitere Montagearbeiten erfolgen am Mittwoch, dem 27. Juli, bevor dann in der 31. KW (ab dem 1. August) die Glasscheiben eingesetzt werden können.

Andy

Für einen Tag waren die Geschwister Andy Tobias, Karin Halvey-Tobias und Orly Tsabarch am 15. Juli zu Besuch in Dülmen, um die Heimatstadt ihrer Mutter zu erkunden. Zurück in Israel, wandte sich Andy Tobias in Mails an jeden einzelnen der Gastgeber, so auch an Christiane Daldrup.

 

Dear Christiane 

We are back in Israel to 40° C (In Germany this is a little better) after a nice visit to the Rhine and Frankfurt. I would like to take this opportunity to thank you for the wonderful and emotional day we had in Dulmen. The work you and the team are doing is really remarkable and the way you are presenting these dark historical events to the students is really unique and very effective. I hope this program will continue and that soon you will be able to visit Israel. In this case a visit to our Kibbutz Hatzor is a must. It will be a real pleasure to host you and show you around. 


Best of all and keep the good job you are doing 

Hope to see you soon  

Andy 

"It was an interesting day with many emotions. Thanks a lot for this." Mit diesen Worten verabschiedeten sich die drei Geschwister Andy Tobias, Karin Halevy-Tobias und Orly Tsabarch, die aus Israel angereist waren, um sich in Dülmen auf die Spuren ihrer Familie zu begeben. Denn aus Dülmen kam ihre Mutter Margot, die 1938 mit der älteren Schwester Liesel und der Mutter Elly nach Argentinien emigriert ist, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entkommen. 1967 wanderte Margot Cahn mit ihrem Mann und den beiden Kindern Andy und Karin von Argentinien nach Israel aus. Dort kam dann Orly als drittes Kind zur Welt.

"Im Hebräischen gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass Menschen, die ihre Geschichte nicht begreifen, keine Zukunft haben.", begründete Andy Tobias den Besuch in Dülmen. Daher sei es für sie als Kinder von Margot Cahn wichtig zu sehen, woher sie gekommen und was ihre Geschichte ist.

Gemeinsam mit dem Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann, den Pädagogen Theo Schwedmann, Dr. Andrea Peine und Gerda Küper machten sich die Gäste auf den Weg durch die Stadt >>> und besuchten den Innenhof an der Münsterstraße, wo einst die Synagoge stand, und hielten an den Stolpersteinen von Paula und David Dublon inne. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Carsten Hövekamp ging es vorbei am ehemaligen jüdischen Friedhof weiter zum jüdischen Friedhof >>>.

Nach einer kleinen Stärkung und einem Halt bei den archäologischen Grabungen erläuterte Pfarrer Markus Trautmann das Projekt "Keller Pins" >>>. Der weitere Weg führte die Gruppe zur Marktstraße 13, wo das Elternhaus von Margot stand. Fünf Stolpersteine erinnern hier an die Familie. Auf dem Weg zum Stadtarchiv >>>, der letzten Station der Besuchergruppe, hielt die Gruppe noch an der Coesfelder Straße vor dem ehemaligen "Judenhaus" an. Dieses gehörte vor dem Verkauf an den jüdischen Kaufmann Pins dem Viehhändler Stern, einem Großonkel von Margot.

Einen Tag vor der Dülmen-Tour waren die drei Geschwister bereits im Westerwald unterwegs, von wo der Vater der dreien stammt.

Zeichnung Statik

Endspurt in der Planung des Gedenkortes „Keller Pins“: Rechtzeitig vor Montagebeginn am 26. Juli liegen zwei Fachgutachten vor, in denen dem gläsernen Tetraeder über dem „Keller Pins“ die genügende statische und materielle Belastbarkeit attestiert wird. Sowohl das Ingenieurbüro Dr. Grote in Emsdetten >>> wie auch das GSK-Ingenieurbüro Kahlert aus Dülmen >>> haben auf jeweils rd. 40 Seiten die von der Wettringer Firma Mirotec entwickelte Konstruktion auf unterschiedlichste Faktoren wie Stoß- und Einbruchfestigkeit oder Wind- und Schneelasten untersucht und für bedenkenlos befunden. Entwurf und Bauleitung für den Tetraeder liegen bei der Firma Jentgens & Partner.

Prozessionsfahnen wieder im Einsatz. Erst am 24. Juni wurde die Neuauflage von „Im Bündel des Lebens“ der Öffentlichkeit vorgestellt: Die Broschüre trägt jüdische und alttestamentliche Spuren in Dülmen in Wort und Bild zusammen. Und dann, zwei Tage später, tauchten bei der Heimholung der Neviges-Pilger am Abend des 26. Juni zwei alte Bekannte wieder auf, die eigentlich auch im „Bündel des Lebens“ ihren Platz hätten. Die Rede ist von den beiden weiß-roten Vortragefahnen der Dülmener Gemeinde St. Viktor aus den 1960er Jahren, die traditionell bei der Erstkommunion, an Fronleichnam und eben zum Abschluss der Neviges-Wallfahrt Verwendung finden. Die eine zeigt als alttestamentliches Bildmotiv den Propheten Jona und den Walfisch, die andere Noah und die Arche. „Genau drei Jahre waren die beiden Fahnen weggepackt; wir haben bei der Abfassung des Buches sie schlichtweg vergessen“, bedauert Pfarrer Markus Trautmann.

Bevor am 18. oder 19. Juli die Tetraeder-Glashaube auf das archäologische Bodenfenster „Keller Pins“ montiert wird, waren die eingebundenen Sponsoren einmal mehr eingeladen, sich über den aktuellen Stand der Dinge informieren zu lassen. Das Treffen fand am 24. Juni in der Viktorkirche statt. Dabei hielt Pfarrer Trautmann einen Überblick >>> über die vergangenen zwei Jahre und stellte einige grundlegende Aspekte vor, die mit der inneren Haltung zu tun haben, mit der Menschen sich an einem großen Projekt beteiligen: „Wir möchten ein Bewusstsein schaffen, auf welch ambitioniertes Projekt wir uns gemeinsam eingelassen haben.!  

Müntefering

Ehemaliger Ministerpräsident war in Dülmen.

„Älterwerden in diesen Zeiten“ – so war der Titel eines kurzweiligen Vortrags, den der frühere Ministerpräsident und Bundesminister Franz Müntefering am 22. Juni auf dem Dülmener „Markt der Möglichkeiten“ hielt. Sowohl als langjähriger Politiker wie auch als persönlich vom Älterwerden Betroffener – Müntefering ist Jahrgang 1940 – schilderte er verschiedene Ideen und Initiativen, um die letzte Lebensphase aktiv zu gestalten. Zum Einstieg in seine persönliche Haltung zitierte Müntefering die Philosophin Hannah Arendt, wobei er ausdrücklich ihre jüdischen Wurzeln betonte: „Politik ist die angewandte Liebe zum Leben!“ Müntefering versteht „Politik“ als kreatives Handeln zum Wohl der Gesellschaft – im Unterschied bzw. in Abgrenzung zu bloßen Forderungen gegenüber dem „Staat“ oder das Pochen auf Individualinteressen. „Gesellschaftspolitik realisiert sich in der Nachbarschaft und da, wo man miteinander redet“, so Müntefering. Man müsse eine Kultur des „Helfen und sich helfen lassen“ immer neu und bewusst einüben. „Hier vor Ort entscheidet sich, ob Demokratie gelingt oder nicht.“ Auf unterhaltsame Weise und mit vielen persönlichen Beispielen entfaltete sein Konzept vom „dreifachen L“: Laufen, Lernen, Lachen.

Fotos: Pressestelle Stadt Dülmen / André Siemes

Buchvorstellung

Heimatverein und Gemeinde stellen Buch über das Schicksal von Louis Pins vor.

Als es immer schlimmer wird, will Louis Pins nur noch weg. „Sie müssen machen, dass ich wegkomme!“, bestürmt der Dülmener Viehhändler im Frühjahr 1939 den korrupten Konsulatskanzler Bockholdt im uruguayischen Generalkonsulat in Hamburg. Damit dieser ihm endlich die Ausreisedokumente nach Südamerika für sich und seine Familie besorgt. Kurze Zeit später ist Pins tot.
Im Jahr 2020 wurde der Keller der Familie Pins am Fuße der Kirche St. Viktor bei Grabungen entdeckt. „Es ist ein Keller wie jeder andere, archäologisch völlig uninteressant. Doch die Geschichte der Familie dahinter hat es in sich“, sagt Dr. Dieter Potente, Historiker und 16 Jahre lang Schulleiter an der Erich-Kästner-Schule in Buldern und der Johann-Gutenberg-Schule in Dülmen. Über das Schicksal des Dülmener Juden Louis Pins, das über Fluchtversuch, Verhaftung und Verhör bis in den Tod führte, gibt der Heimatverein Dülmen im Auftrag der Pfarrgemeinde St. Viktor nun ein Buch heraus.
„Bei manchen geschichtswissenschaftlichen Aufsätzen will ich schon nach der dritten Seite das erste Nickerchen einlegen. Doch dieses Buch ist anders“, sagt Potente. Die drögen, im Wortlaut stenografierten Akten wurden anschaulich illustriert und alle relevanten Dülmener Persönlichkeiten in Info-Kästen erläutert.
„Das Einzelschicksal des Dülmeners Pins macht die Schikane und unglaubliche Verzweiflung der Juden während der NS-Diktatur fassbar.“ meint Dr. Dieter Potente
Zudem erlaubten abgelaufene Sperrfristen, das Internet sowie Kontakte zu Pins‘ Nachfahren in Uruguay und Israel neue Erkenntnisse. „Wir haben heute Infos, von denen nicht mal Frau und Tochter von Pins wussten“, erläutert Pfarrdechant Markus Trautmann.
„Das Einzelschicksal des Dülmeners Pins macht die Schikane und unglaubliche Verzweiflung der Juden während der NS-Diktatur fassbar. Geschichte ist keine Frage der Schule, sondern ein Thema für alle“, betont Potente. Das Buch basiert auf den Recherchen von Christiane Daldrup im Staatsarchiv Hamburg, deren eher zufälliger Aktenfund 450 Seiten umfasst. „Die Akten zeigen, wie Menschen wie Bockholdt die Not der Juden schamlos ausgenutzt und sich an der Panik der auswanderungswilligen Menschen bereichert haben“, berichtet Pfarrer Trautmann.
Pins stirbt schließlich in der Haft, seine Todesumstände sind bis heute ungeklärt. Seine Familie erfährt als Todesursache „Herzversagen“, die Sterbeurkunde bezeugt „Selbstmord durch Erhängen“. „Das alles kann jedoch auch erfunden sein. Das Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel war extrem brutal, dort wurden Leute auch zu Tode geprügelt“, so Pfarrer Trautmann. Es ergebe sich ein Bild, jedoch kein geschlossenes.
Das jetzt erschienene Buch mit dem Titel „Sie müssen machen, dass ich wegkomme!“ ist dank der Förderung durch die NRW-Stiftung im Dülmener Buchhandel in einer Auflage von 800 Exemplaren für fünf Euro zu erwerben. Auf die Kellerruine der Familie Pins an der St.-Viktor-Kirche wird noch in diesem Jahr ein 2,50 Meter hoher gläserner Tetraeder als Denkmal gesetzt.

 

Bericht und Foto der Dülmener Zeitung, Leonard Fischer
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Bücher

Auf jüdische Spuren
in der Stadtbücherei

„Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen!“, so beendet der alttestamentliche Weise Kohelet das gleichnamige Werk: „Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel Studieren ermüdet den Leib.“ (Koh 12,12) Gleichwohl erfreuen sich Buchläden und Büchereien nach wie vor großer Beliebtheit: Nicht zuletzt in Zeiten der Corona-Einschränkungen griffen viele Menschen verstärkt zu Büchern. Ein kleiner Rundgang durch die Dülmener Stadtbücherei nennt zehn hier vertretene jüdische Autorinnen und Autoren.

Marcel_Reich-Ranicki

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König David

Lied des Mose

 Deuteronomium 32,7

Denk an die Jahre der Vergangenheit,
lerne aus den Jahren der Geschichte!